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Im Durchschnitt besitzt jeder Deutsche viereinhalb Karten –von EC- über Kredit- bis hin zu Kundenkarten – in seinem Portemonnaie. Eine weitere Karte könnte nun ab Juni dazukommen. Denn als erster deutscher Klinikkonzern steigt Helios in das Krankenversicherungsgeschäft ein und bietet die Heliosplus-Card an. Mit dieser Idee setzt der Konzern in Zeiten des demographischen Wandels auf die Karte betriebliches Gesundheitsmanagement und will auch das Geschäftsfeld Prävention ausbauen.

Die Berliner treiben nun den Plan, eine private Zusatzversicherung für gesetzlich krankenversicherte Patienten einzuführen, selbst voran. Auch wenn Helios ursprünglich ein flächendeckendes Kliniknetz mit der Übernahme des Konkurrenten Rhön Klinikum in Deutschland aufbauen wollte, war die Idee einer Zusatzversicherung bereits ein Hauptgrund dafür, dass Rhön-Gründer Eugen Münch seinen Klinikkonzern mit Helios zusammenführen wollte.

Das aktuelle Angebot richtet sich an alle deutschen Unternehmen, deren Beschäftigte bei Abschluss einer Zusatzversicherung bei einem Krankenhausaufenthalt in einer der mehr als 50 Helios-Akutkliniken Leistungen wie Privatversicherte in Anspruch nehmen können. Sicherlich ein innovativer Ansatz, um anderen Konkurrenten im umkämpften Klinikmarkt wie Asklepios oder Sana die Patienten streitig zu machen. Helios hofft auf regen Zuspruch der Unternehmen, die mit einem solchen Angebot in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels ihre Attraktivität für Arbeitnehmer steigern könnten.

Helios setzt bei seinem Vorhaben allerdings nicht auf einen Alleingang. Der Plan der Fresenius-Tochter sieht vor, gemeinsam mit dem größten privaten Versicherer, der Debeka, die betriebliche Krankenhauszusatzversicherung anzubieten. Der Branchenprimus will auf diese Weise über einen Leistungsanbieter wie Helios seinerseits bei den gesetzlich Versicherten auf Kundenfang gehen. Für die Kooperationspartner ist der Bereich der betrieblichen Krankenversicherung Neuland. Damit das Vorhaben von Erfolg gekrönt ist, will der Klinikbetreiber mit Sitz in Berlin weitere Klinikpartner, unabhängig von deren Trägerschaft, gewinnen. Laut Helios-Chef De Meo hat bereits das Uniklinikum in Dresden eine Mitarbeit als Leistungspartner zugesagt.

Und welchen Zweck hat die  Heliosplus-Card? Jeder Arbeitnehmer ist darüber hinaus automatisch Mitglied in dem neu gegründeten „Helios Club“. Die Clubmitglieder können im Helios Präventionszentrum unterschiedliche Angebote in gesunder Lebensführung in Anspruch nehmen.

Und welche Rolle wird das Rhön Klinikum dabei spielen? Fast ein Jahr nach dem Übernahmekrimi gibt es offenbar auch konkrete Kooperationsbestrebungen mit den Franken. Man sei in Gesprächen, die aber nur auf eine Zusammenarbeit auf Basis des Versicherungskonzeptes geführt würden. Sehr wahrscheinlich wird Rhön mit in das Versicherungsgeschäft einsteigen. Auch wenn Experten den Neuheitscharakter des Ansatzes kritisieren. Versicherer wie die Gothaer oder Axa Unternehmen böten bereits im Rahmen der betrieblichen Krankenhausversicherung auch Zusatzversicherungen für Klinikaufenthalte an. Vorteil hier: Man behalte die Wahlfreiheit.

Man darf gespannt sein, wie der große Konkurrent Asklepios, der zuletzt aufgrund der Zusage des Kartellamts die geplante Aufstockung der Anteile an Rhön durchbrachte, reagieren wird. Asklepios hat durch den Anteilserwerb ein Vetorecht erhalten und kann eine Übernahme von Rhön durch die Helios Kliniken dauerhaft blockieren. Diese haben jedenfalls grundsätzlich weiter Interesse an einer Übernahme von Rhön und haben hierzu wahrscheinlich einen ersten Schritt gemacht.