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In Deutschland leben zur Zeit etwa 1,5 Millionen Menschen mit rheumatischen Erkrankungen. Die Zahlen derer, die an Rheuma leiden, werden stetig steigen, das zeigen relativ aktuelle Zahlen der Kaufmännischen Krankenkasse-KKH, die ihre Versichertendaten diesbezüglich ausgewertet hat. Demnach stieg die Zahl der an Rheuma erkrankten Menschen hierzulande im Zeitraum von 2009 bis zum Jahr 2019 durchschnittlich um mehr als 36 Prozent. Die Steigerungsrate ist aber bundesländerabhängig. Während in Baden-Württemberg und in Sachsen Steigerungsraten von 59 beziehungsweise 54 Prozent verzeichnet wurden, lagen Rheinland Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit 24 und 28 Prozent weit unter dem Durchschnitt. Die Deutsche Rheuma-Liga als eine Fachgesellschaft hat auch ermittelt, dass Frauen dreimal häufiger von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betroffen sind als Männer, die auch im Schnitt zehn Jahre später erkranken. Frauen erkranken meist schon nach dem 50. Lebensjahr. Das Risiko, an Rheuma zu erkranken, ist aber ab dem 70. Lebensjahr besonders hoch. Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) beklagen vor allem den Mangel an Rheuma-Spezialisten und damit auch die späte Diagnose von Neuerkrankungen, die im Fall der rheumatoiden Arthritis mit 60.000 bis 70.000 neu erkrankten Menschen pro Jahr, im Schnitt neun Monate zu spät entdeckt wird. Um allen in der Versorgung gerecht zu werden – denn immer mehr Menschen erkranken in Zukunft an rheumatischen Beschwerden – bräuchte es in Deutschland 1.350 Ärzte der internistischen Rheumatologie. Gerade einmal 750 stehen aber nur zur Verfügung. Experten der DGRh warnen vor einem zunehmenden Problem aufgrund nicht genügend vorhandener Weiterbildungsplätze, die dann auch nur über Fallpauschalen in der Patientenversorgung vergütet würden, so Hanns-Martin Lorenz als Vorstand der Gesellschaft. Diese Fallpauschalen bedingen, dass einigen Kliniken mit weniger finanzkräftigen Abteilungen auch weniger Weiterbildungsstellen zugeteilt würden, erläutert der Fachmann. Da die Fachabteilungen der Rheumatologie überwiegend ambulant tätig sind, sind sie umsatzschwächer und damit systemisch eher von einer Unterversorgung betroffen, die zur Gefährdung der medizinischen Versorgung dieses Bereichs führen könnte. 

Quelle: Ärzteblatt