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Die Gesundheitsforen Leipzig luden Ende September erneut zum jährlichen Fachsymposium ein. Seit zehn Jahren arbeiten die Foren im Rahmen von Fachveranstaltungen und Projekten an dem Ziel, Praxis und Wissenschaft in der Gesundheitsbranche einander näher zu bringen. Ursprünglich entstand das Symposium als „Spin-Off“ der Universität Leipzig.

In diesem Jahr stand das Thema „Innovationen durch Digitalisierung“ im Mittelpunkt der Veranstaltung.  Dazu trafen sich Vertreter der privaten und gesetzlichen Krankenkassen (PKV und GKV), Start-ups sowie der Unternehmen DMI (Archivierungs-Technologie) und Preventicus (Kardiologie-Technologie) und tauschten sich über neueste Entwicklungen des Gesundheitsmarktes aus. Frank Stratmann, Moderator des Symposiums, skizzierte dabei die Notwendigkeit eines grundsätzlichen „Klimawandels“ im Gesundheitssektor.

Im Hinblick auf Versichertengelder informierte Dr. Katrin Krämer, Mitglied im AOK-Bundesverband, über die aktuellen Marktinnovationen. So sei es dank einiger Neuregelungen des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG) ab Januar 2020 den gesetzlichen Krankenkassen möglich, Finanzmittel zur Beteiligung an Innovationen bereitzustellen. Zuvor war dies nur den PKVen möglich; beispielsweise legte der Verband der PKV mit „heal capital“ einen Venture-Capital-Fonds mit 100 Millionen Euro auf. Insgesamt fordert Krämer jedoch mehr Nachhaltigkeit und Vernetzung von Leistungserbringern statt blinden Aktionismus.

Der gegenwärtige Wandel im Gesundheitswesen von analogen zu digitalen Arbeitsweisen wurde im Vortrag von Prof. Dr. David Matusiewicz, Dekan und Institutsdirektor der FOM Hochschule, verdeutlicht. Ebenso zeigte er neue Möglichkeiten durch die Nutzung von Versichertengeldern für Kapitalinvestitionen auf. Erfolgsgeschichten aus den USA von Start-Ups wie Capsule oder Firefly Health könnten deutschen Unternehmen als Beispiel dienen.

Christian Hälker, Geschäftsführer für den Bereich Finanzen, Personal, Organisation und IT im DKV-Verband, gab einen Überblick über Gesundheitsakten bei den PKVen. Er forderte weitere Standards, um Krankenhaus- und Gesundheitsakten zu vereinen. Die viel diskutierten elektronischen Rezepte und die Arbeit der bvitg-Projektgruppe sowie der Unternehmen ehealth-tec, GERDA, TeleClinic, CGM, OPTICA kritisierte er jedoch als wenig innovatives Abbild der analogen Akte. Interoperabilität und sektorenübergreifende Vernetzung seien Herausforderungen, die es laut Hälker noch zu bewältigen gilt.

Das Unternehmen DMI zeigte bei seiner Präsentation der Strategie „Archiviar 4.0“, dass jene Kommunikation zwischen Leistungserbringern, Kostenträgern und Versorgern bereits möglich sei. Gemeinsam mit dem St. Vincenz Krankenhaus Paderborn arbeitet DMI an einer interoperablen Patientenakte, die die Behandlungskette optimal dokumentieren und die Beteiligten effizienter vernetzen soll.

Die von Preventicus entwickelte App „Preventicus Heartbeats“ verspricht eine frühzeitige Erkennung von Herzrhythmusstörungen über die in Smartphones integrierte Kamera. So sollen Symptome wie Vorhofflimmern früh erkannt und mögliche Folgen wie Schlaganfälle verhindert werden.

Im Verlauf des Panels wurden weitere Forderungen der Experten deutlich. Dr. Katrin Krämer sprach sich dafür aus, die Innovationen den Verbrauchern näher zu bringen. Ferner betonte Prof. Matusiewicz die Wichtigkeit der „Corporate Education“ für Mitarbeiter des Gesundheitssektors. Abschließend hob Christian Hälker die Schwierigkeiten der gemeinsamen Arbeit von Start-Ups und Krankenkassen hervor und appellierte an die Krankenkassenverbände, mehr Raum für Agilität und kreative Arbeit zu schaffen.

Quelle: healthcare-startups.de