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In Zeiten des Online-Handels sehen auch immer mehr Branchen der Gesundheitswirtschaft ihre Chance in diesem Vertriebskanal. So zum Beispiel auch  Pharmahändler und Apotheken. Zahlreiche Deutsche haben sich bereits für den bequemen und häufig kostengünstigeren Weg der Medikamentenbestellung über das Internet entschieden. Viele sehen ebenso einen Vorteil in der Diskretion, die der Online-Einkauf bietet. Doch neben den genannten Vorzügen, drohen auch diverse Nachteile und Risiken, die bei der Bestellung von Medikamenten bei Versandapotheken entstehen können. So sehen es zumindest die Oppositionellen,  Barbara Steffens der Partei ‚Bündnis 90/Die Grünen‘ und Kathrin Vogler der Partei ‚Die Linke‘.

Die Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalens, Barbara Steffens, ist der Meinung, dass Arzneien nicht in den Versandhandel gehören. Denn es lauere beispielsweise ein hohes Risiko, an gefälschte Medikamente zu geraten. Nach Angaben der Zollkriminalämter blüht der weltweite Handel mit gefälschten Arzneimitteln aufgrund der riesigen Gewinnspannen. Betroffen sind nicht nur Fälschungen für Viagra und Wachstumshormone zum Muskelaufbau. Auch gefälschte Schmerzmittel werden zunehmend von dubiosen Händlern im Internet verkauft. So liegt nach Informationen der „Bundesvereinigung Deutscher Apotheker“ der Fälschungsanteil der über illegale Internetversender verkauften Medikamente gegenwärtig bereits bei 50 Prozent. Wie kann sich der Verbraucher vor solchen Betrügern schützen? Das „Zentrallabor Deutscher Apotheker“ gibt diesbezüglich folgende Tipps: Zugelassene Versandapotheken erkennt man daran, dass im Impressum die zuständige Apothekerkammer und Aufsichtsbehörde aufgeführt sind sowie die Adresse und eine Telefonnummer, die eine Beratung ermöglicht. Im Zweifelsfall sollten Sie den Telefonanschluss testen, ob Sie dort auch wirklich jemanden erreichen können.

Steffens weiteres Bedenken betrifft die Versorgungssicherheit vor allem in ländlichen Regionen. Denn das Apothekensterben (siehe: Apothekenanzahl 2013: 1,2 Prozent weniger Apotheken im vergangenen Jahr – bald unter 20.000 Apotheken?) wird durch Versandapotheken deutlich mit begünstigt. Dies führe dazu, dass die Vor-Ort-Apotheken im Bedarfsfall in erreichbarer Nähe kaum noch zu finden sein werden, was in Akutsituationen, großer Gefahren mit sich bringen kann. In Nordrhein-Westfalen z. B. wurden im vergangenen Jahr rund 80 Apotheken geschlossen. Ebenso riskant sieht Steffens den Erwerb von Arzneimitteln ohne den zuvor eingeholten ärztlichen Rat. Sprecherin für Arzneimittelpolitik der Partei Die Linke, Kathrin Vogler spricht sich sogar, ebenso wie ihre Partei, für ein Verbot von Versandapotheken aus. Vogler rät der Ministerin, es nicht bei bloßen Worten zu belassen, sondern sich für das Verbot der Online-Apotheken einzusetzen.

Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bhv) widerspricht jedoch den Bedenken der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin. Dieser sagt, der deutsche Online-Handel mit Arzneimitteln ist sicher, verbraucherfreundlich und gewährleistet Versorgungssicherheit. Denn Versandapotheken unterlägen in Deutschland genauso, wie rein stationäre Apotheken, den strengen Auflagen des deutschen Rechts und werden ausschließlich von approbierten Apothekern geführt, die dabei von ihrem besonders qualifiziertem Personal unterstützt werden, so der Hauptgeschäftsführer des bvh, Christoph Wenk-Fische. Nach Ansichten des Verbandes, sei es irreführend und eine ausgesprochen fragwürdige Vorgehensweise, wenn die Sicherheit der von deutschen Versandapotheken im Internet angebotenen Arzneimittel als geringer als im stationären Geschäft oder gar als hochriskant dargestellt werde. Ebenso der Verweis auf eine vermeintlich sinkende Versorgungssicherheit aufgrund von Versandapotheken sei schlichtweg falsch. Denn wenn aufgrund von oft politischen Fehlentwicklungen die Versorgungsdichte im ländlichen Raum abnimmt, würden gerade Versandapotheken es gewährleisten, dass die benötigte Arznei oftmals noch am Tag der Bestellung beim Patienten eintrifft.

Ein Beispiel dafür, dass der Versandhandel keine Einbußen bei Service, Qualität und Sicherheit bedeuten muss, zeigt die Versandapotheke ‚mycare‘. Diese wurde Anfang Februar mit dem Deutschen Servicepreis 2014 ausgezeichnet. ‚mycare‘ ist seit 2004 als Versandapotheke tätig und damit eine der ersten ihrer Art. Von der Stiftung Warentest und der ComputerBild wurden sie bereits mehrfach getestet und stets auf einen der vorderen Plätze gewählt. Ein weiteres positives Beispiel mit exzellenten Bewertungen, ist die Europa Apotheek Venlo, welche mit dem diesjährigen Online-Handels-Award ausgezeichnet wurde.

Auch in anderen Bereichen im Gesundheitssektor wächst das Interesse an einem Vertriebsweg über das Web. Im Bereich Hilfsmittelversorgung hat der Onlinevertrieb deutlich zugenommen. Immer mehr Sanitätshäuser wählen den Vertriebsweg über das Internet. Eine weitere Sparte, die unter ansteigendem Preisdruck steht, ist z. B. die der Inkontinenzprodukte. Ein wachsender Bedarf und eine große Auswahl an Anbietern erschweren den Wettbewerb der Sanitätshäuser. Die Wahl alternativer modernerer Vertriebskanäle bietet somit einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Insbesondere im Bereich Inkontinenz bietet die Onlinebestellung viele Vorteile. Auf diesem Weg kann der Patient den meist unangenehmen Einkauf in einer Drogerie oder Apotheke vermeiden.