In einer sogenannten Mediationsanalyse wurde mit Hilfe eines statistischen Ansatzes die Theorie überprüft, ob und warum sozial benachteiligte Menschen oder Gruppen häufiger von Herzproblemen betroffen sind. Dabei wurde auch ein Zwischenfaktor, der Schlaf beziehungsweise die Schlafdauer, integriert, um zu erfassen, ob sich unzureichender Schlaf auf die Gesundheit in Form von koronaren Herzerkrankungen und Schlaganfällen auswirkt. In der aktuellen Untersuchung werteten Wissenschaftler des University Centre of General Medicine and Public Health (Unisanté) der Schweiz in einem sogenannten Lifepath-Projekt die Daten von 111.205 Menschen aus vier Ländern in Europa aus. Es waren Daten aus acht Kohortenstudien, die die Ergebnisse lieferten und die dann in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Cardiovascular Research“ publiziert wurden. Demnach ist es wahrscheinlich, dass Menschen mit einem geringen sozioökonomischen Status bei einer Ermangelung von Schlaf Herzerkrankungen erleiden, denn diese Menschen aus ärmeren Verhältnissen haben häufiger Stresssituationen als Menschen mit besserem ökonomischen Status. Die Gründe sind vielfältig. Sozial benachteiligte Menschen schlafen schlechter oder einfach weniger, so die Studie, weil sie vielleicht Schichtarbeiter sind, gleich mehrere Jobs haben, finanziellen oder emotionalen Stress haben, aber auch eine laute Umgebung kann Ursache für schlechten oder zu kurzen Schlaf sein. Idealerweise ist gesunder Schlaf mit 8,5 bis sechs Stunden berechnet. Die bevölkerungsbezogene Untersuchung fand zudem heraus, dass Männer in 13,4 Prozent aller Fälle, wenn sie aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit zu wenig erholsamen Schlaf bekommen, zu koronaren Herzkrankheiten neigen. Bei Frauen ist das Bild ein etwas anderes. Frauen aus ärmeren Verhältnissen sind einem kombinierten Stress aus physischer und psychosozialer Komponente ausgesetzt. Eine schlecht bezahlte Arbeit und die Verantwortung für Haushalt und Familie zehren und führen zu Stress. Diese Kombination beeinflusst den Schlaf dieser Frauen und die damit verbundene Gesundheit negativ. Die Wissenschaftler empfehlen daher eine weitgehende Vermeidung dieser Risiko- und Stressfaktoren, die nur durch Strukturreformen in der Gesellschaft zu beheben sind.