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In den USA hat seit letzter Woche der verstärkte Wettbewerb um Kunden des verschreibungspflichtigen Arzneimittelmarktes begonnen, denn der US-Versandriese Amazon ist in das lang erwartete Geschäft mit Rx-Arzneimitteln eingestiegen. Von nun an können Patienten unter der Marke Amazon Pharmacy in 45 Staaten der USA außer in Hawaii, Illionois, Kentucky, Louisiana und Minnesota verschreibungspflichtige Medikamente auf der Webseite „Pharmacy.amazon.com“ bestellen und sich in einer dem Unternehmen nach bezeichneten „diskreten Verpackung“ Medikamente nach Hause schicken lassen. Allerdings werden keine Medikamente mit Sucht- und Missbrauchspotenzial versendet, wie etwa Opioide, Fentanyl, Methadon und Ritalin. Einen Prime-Account setzt Amazon dafür allerdings voraus, dann ist der Login-Vorgang ein Kinderspiel. Auch eine Zusammenarbeit mit den meisten Krankenversicherern der USA funktioniert bereits, sodass verschreibungspflichtige Arzneimittel übernommen werden. Selbstzahler ohne Versicherungsbeteiligung werden sogar mit hohen Bonuszahlungen gelockt; auf Generika erhalten Prime-Kunden bis zu 80 Prozent Rabatt und auf Originalpräparate bis zu 40 Prozent. Es werden demnach zudem verschiedene Preismodelle inklusive verschiedener Zuzahlungsstufen angeboten, wenn die Kasse mit einbezogen wird. Das Rezept kann direkt nach der ärztlichen Behandlung an Amazon Pharmacy oder aber vom Krankenversicherer aus weitergeleitet werden. Ein Drittanbieter wie Walmart oder CVS als Vermittler kann ebenfalls mit ins Boot geholt werden. Diese haben die Konkurrenz lange gefürchtet und sich dagegen gewehrt. Amazons Arzneimittel-Sparte kooperiert darüber hinaus mit den sogenannten Pharmacy Benefit Managern (PBM), die in den USA über Nachlässe – auch mit Krankenversicherern – verhandeln und mit Herstellern Rabatte aushandeln. Seit „Pillpack“ im Jahr 2018 zum Versandhändler gehört, werden auch verblisterte Arzneimittel für Chroniker auf dem Postweg verschickt. Pillpack hat als Start-up unter dessen Gründer TJ Parker begonnen und ist jetzt eine Untereinheit von Amazon Pharmacy. Parker ist der Vice President. Gerade in Krisenzeiten, wie der Covid-19-Pandemie, findet der Versand auch von verblisterten Rx-Arzneimitteln immer mehr Zuspruch, weil Patienten sich sicherer fühlen, wenn sie von zuhause aus bestellen können. Es spart zudem Zeit und Geld. Auch die Untereinheit Amazon Care wird voraussichtlich in den nächsten Jahren zunehmend erweitert werden, schätzen Branchenkenner. Amazon plant den Aufbau eines „ganzen Gesundheits-Ökosystems“ unter Einbeziehung von Versicherern, innovativen telemedizinischen Errungenschaften und dem Arzneimittelversand. Hierzu wurde das IT-Unternehmen Health Navigator übernommen. Einzelne europäische Länder sind neben den USA im Fokus des Giganten.

Quelle: Apotheke Adhoc