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Michael Fritsch baute 2004 mit seiner Frau das Unternehmen Apo-Discounter auf. Beide sind Pharmazeuten und kennen sich daher gut in der Branche aus. Angefangen hat die mittlerweile drittgrößte Versandapotheke nach DocMorris und der Shop-Apotheke in Leipzig, mit der Suche nach einem Logistikzentrum. Hinter Apo-Discounter steht die Apologistics GmbH, die in diesem Jahr mit 250 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwa 200 Millionen Euro erwirtschaften wird. Wettbewerb fürchtet Fritsch jedoch nicht, denn er sieht andere große Versandapotheken und stationäre Apotheken nur als Herausforderung. Vor einem Jahr baute er mit einem Investor ein 20.000 Quadratmeter großes, vollautomatisiertes und mit neuester Technologie bestücktes Logistikzentrum in Duiven in den Niederlanden, von dem Apologistics Kunden per Express-Lieferung in Städten im Ruhrgebiet beliefern könnte, auch sobald das E-Rezept eingeführt ist. Der Firmengründer- und chef von Apo-Discounter gibt selten Interviews und hält sich in der Öffentlichkeit meist bedeckt. Jetzt hat er eine Ausnahme gemacht und dem Handelsblatt Rede und Antwort gestanden. Demnach will Apo-Discounter perspektivisch in drei bis fünf Jahren dann 500 Millionen Euro erwirtschaften. Fritsch glaubt, dass er schon allein durch das innovative, einmalige robotergesteuerte Warenwirtschaftssystem mit Einführung des E-Rezeptes und schneller Lieferung das Ziel erreichen wird, denn seiner Meinung nach setzen Kunden bei der Einlösung der elektronischen Variante eher auf Einfachheit und Flexibilität; Merkmale, die Versandapotheken leisten können. Er erwarte zudem einen steigenden Anteil von Rx-Arzneimittel am Gesamtumsatz, obwohl Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel seit Kurzem verboten sind. In diesem Zusammenhang spricht er von 10 Prozent Marktanteil. Auch erwartet Fritsch in naher Zukunft einen E-Rezept-Kundenanteil von 25 bis 45 Prozent. Wenig Hoffnung sieht er dagegen für viele stationäre Apotheken, denn seiner Meinung nach wird nur die Hälfte der Apotheken überhaupt überleben, wenn die E-Rezept-Lösung eingeführt ist. Sicherlich sind vor-Ort-Apotheken für akut benötigte Medizin immer noch die beste Alternative. Die derzeit 19.000 stationären Apotheken werden es aber in Zukunft schwer haben, denn „die alte Apothekenlobby kämpft immer noch unter dem Vorbehalt, nur sie können die Versorgung mit Arzneien in Deutschland aufrechterhalten“, sagte er im Interview. Das Aufbäumen wird aber nicht lange gutgehen, zumal auch auch ein Konkurrent aus den USA um deutsche Kunden buhlt, nämlich Amazon. Der Versandriese versucht auch als Apotheke nach Deutschland zu kommen, im Moment noch schwierig, weil es hierzulande ein Frembesitzverbot gibt. Es wird aber nur eine Frage der Zeit sein, dann ist aber auch Fritsch für die „skalierbare, effiziente und moderne“ Konkurrenz aufgeschlossen, denn in den Niederlanden gibt es kein derartiges Verbot. 

Quelle: Apotheke Adhoc