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Der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, der Arzt Dr. Johannes Bruns, plädiert bei der Behandlung von Krebserkrankungen, gerade vor dem Hintergrund des Infektionsgeschehens durch SARS-CoV-2, für eine feinere Gliederung nach Dringlichkeitsstufen, da bis zum heutigen Tag behandlungsbedürftige Betroffene nur in zwei Kategorien eingeteilt werden. Es gibt die Kategorie „elektiv“, die medizinische Eingriffe bei Krebs ohne Dringlichkeit vorsieht und die Kategorie „dringlich“, die – wie der Begriff schon verrät – nicht aufschiebbar ist. Des Weiteren appeliert Bruns an Patienten mit verdächtigen Symptomen, wegen der Infektionsgefahr nicht einfach aus Angst vor dem neuartigen Virus zuhause zu bleiben, sondern mit Sachverstand die Behandlung von Krebs zu beginnen. Patienten haben aus Angst Termine verschoben, Ärzte aufgrund der Tatsache, dass sie Kapazitäten freihalten müssen. Das führte hauptsächlich im März und April dazu, dass Menschen mit verdächtigen Symptomen nicht wie gewohnt zum Arzt gingen. Das führte dazu, dass Betroffene gar keine oder eine verspätete Diagnose bekamen, die die Prognose einer Krebserkrankung beträchtlich sinken lassen kann. Denn Krebsvorsorgetermine wurden auch von der Ärzteschaft wegen der Corona-Pandemie abgesagt oder verschoben. Das Mammographie-Screening-Programm bei Brustkrebs-Patientinnen wurde sogar vorübergehend ausgesetzt. Die therapeutischen Maßnahmen hingegen blieben weitgehend stabil, auch weil nicht jede Krebsbehandlung dieselbe Dringlichkeit hat. Laut Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, (WIdO) fiel der Rückgang der Versorgung und Behandlung bei Brustkrebserkrankungen gar nicht ins Gewicht, während bei Darmkrebs ein Rückgang bei Prävention und Therapie zu beobachten war. Darmkrebs-Operationen nahmen beispielsweise um 22 Prozent ab. Bei anderen Operationen waren die Auswirkungen massiver, beispielsweise bei Hüftoperationen, die um 65 Prozent rückläufig waren. Die Deutsche Krebshilfe schätzt, dass etwa 50.000 geplante Krebsoperationen bis Mitte Juni wegen der Covid-19-Pandemie verschoben werden mussten. Aber nicht nur Vorsorgetermine wurden verschoben, auch die Nachsorge kam ins Wanken, was bei vielen Betroffenen mit schweren Erkrankungen ebenfalls zur Verunsicherung führte. Langsam ist aber wieder Normalität in der (Psycho-)Onkologie eingekehrt. Corona rückt dabei zunehmend in den Hintergrund. Nachgeholte Krebsdiagnosen wirken auch dahingehend ungünstig aus, weil dadurch viele freie Kapazitäten zum jetzigen Zeitpunkt aufgebraucht sind.

Quelle: www.apotheken-umschau.de