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In zwei renommierten Krankenhäusern in Manhattan, in New York, sind seit Ausbruch des Coronavirus über ein Drittel der Menschen, die intensivmedizinisch behandelt wurden, gestorben, weil auch dort wie andernorts Mediziner an die Grenzen ihrer Kapazitäten gestoßen sind und auch weil viele Komplikationen, die das Sars-CoV-2-Virus mit sich gebracht hat, zunächst falsch beurteilt worden waren. Im Milstein Hospital mit 700 Betten und im Allen Hospital mit einer Bettenkapazität von 230 wurden neben Lungenversagen, auch Kreislauf- und Nierenversagen beobachtet, díe alle drei zu den häufigeren Komplikationen in der Covid-19-Pandemie gehören. Die Intensivbetten wurden in beiden Häusern von 129 auf 282 aufgestockt, denn schon zu Beginn der Ausbreitung des Virus wurden viele Menschen ins Krankenhaus eingeliefert. Bis zum 1. April 2020 waren es 1.150 Personen, von denen dann 257 intensivmedizinisch betreut wurden. 79 Prozent von ihnen benötigten eine invasive mechanische Beatmung, das waren 203 Patienten und 3 Prozent (6 Patienten ) eine extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO. Neben dem bekannten Lungenversagen, waren auch 170 Patienten von Kreislaufversagen betroffen; diese 66 Prozent benötigten Vasopressoren, Substanzen, die den Blutdruck stützten oder hebten. 79 Patienten, also 31 Prozent der 257 intensivmedizinisch Betreuten bekamen eine Nierenersatzbehandlung wegen der Diagnose Nierenversagen. Es wurde alles versucht, um möglichst viele Patienten zu retten. Auch wurden Medikationen mit Hydroxychloroquin und Remedesivir hinzugezogen. Bei 185 Patienten sollte das Malaria-Medikament Wirkung zeigen und bei 23 Patienten das Ebola-Medikament, das als antiviraler Wirkstoff zum Erfolg führen sollte. Doch starben letztlich 101 der intensivmedizinisch betreuten Patienten, also 39 Prozent, obwohl alles versucht wurde, das Leben der schwer Infizierten zu retten. Risikofaktoren wie chronische Lungenerkrankungen, chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein höheres Alter der Patienten, ein erhöhter Interleukin-6-Entzündungsmaker sowie ein erhöhter D-Dimere-Wert im Blut der Betroffenen, der Hinweise auf Thrombosen gibt, führten oftmals zu einem tödlichen Ausgang des Infektionsgeschehens, wobei Frauen und Männer gleich stark betroffen waren. Das erhöhte Thromboserisiko im Zusammenhang mit der Covid-19-Lungenerkrankung wurde dabei anfänglich von den Medizinern vieler Kliniken weltweit unterschätzt, nicht nur in Manhattan. Auch glaubten Ärzte anfänglich nicht an eine Abschwächung des „Zytokinsturms“ bei Patienten mit Covid-19, wenn sie eine hoch-dosierte intravenöse Behandlung mit dem Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten Anakinra (Rheumamittel) einleiteten, die nur 17 Prozent (44 Patienten) der Intensivpatienten in New York erhielten. Eine randomisierte Studie soll jetzt zeigen, ob damit bessere Behandlungsergebnisse der Zukunft erzielt werden können.

Quelle: Ärzteblatt