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Das Marktforschungsinstitut, die Appinio GmbH mit Sitz in Hamburg, befragt seit März regelmäßig Menschen in Deutschland zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Erst vorletzte Woche wurden 1.000 Deutsche zu Amazon Pharmacy befragt, erst vor Kurzem neu gegründete Online-Apotheke und Tochter von Amazon.com, dem Online-Giganten, der zunächst aber nur in den USA Apothekendienstleistungen anbietet. Hintergrund der Befragung ist, dass vor allem Prime-Kunden in den USA saftige Rabatte winken, wenn sie Generika oder Original-Präparate über Amazon per Internet oder mit der App bestellen. Die Frage war also, ob sich Menschen hierzulande auch vorstellen könnten, bei Amazon Pharmacy zu bestellen. Die Pläne des Online-Riesen sind, auch europäische Märkte aufzumischen, ähnlich wie in den USA. Das Markenrecht hat sich Amazon schon für die EU gesichert. Im Durchschnitt könnten sich demnach auch 60 Prozent der deutschen Kunden für einen Kauf bei Amazon Pharmacy begeistern, auch weil Rabatt-Aktionen mit bis zu 80 Prozent Nachlass winken. Deutsche Kunden haben – wie die Analyse zeigt – ein großes Interesse, das um so größer wird, je jünger die Kunden sind: Von 100 potentiellen Kunden könnten sich 62 Prozent durchschnittlich vorstellen, freiverkäufliche Arzneimittel (OTC-Präparate) dort zu bestellen. Unter den Rx-Bestellern für verschreibungspflichtige Arzneimittel ist das Interesse im Durchschnitt mit 49 Prozent geringer. Die größten Skeptiker mit nur 36 Prozent Kaufabschluss finden sich in der Gruppe der 55- bis 65-Jährigen. Bei den 25- bis 34-Jährigen gaben sogar 68 Prozent der Befragten an, sich vorstellen zu können, einen Kauf tätigen zu wollen.  

Die Gründe für das zunehmende Interesse am Kauf von Arzneimitteln im Internet sehen die Analysten sowohl in den derzeitigen mit dem Infektionsgeschehen verbundenen Einschränkungen als auch in den geplanten Veränderungen im Arzneimittelmarkt, die sich aufgrund der Einführung des E-Rezeptes zum 1. Januar 2022 ergeben.

Versandapotheken hatten bereits einen deutlichen Zulauf wegen der Pandemie. Die Befragten kaufen zwar immer noch mit 58 Prozent verschreibungspflichtige Arzneimittel in stationären Apotheken, doch 29 Prozent beziehen OTC-Produkte bereits online. 17 Prozent haben Versandapotheken wegen der Virus-Verbreitung zum ersten Mal aufsucht. In der altersmäßig jüngsten Gruppe waren es sogar fast 25 Prozent. 

Bei den Befragungen zum E-Rezept kristallisierte sich heraus, dass sogar 67 Prozent im Schnitt gewillt sind, in Zukunft Arzneimittel bei Versandapotheken im Internet zu bestellen; auch hier wieder: Je jünger, desto höher die Bereitschaft der Befragten. 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung