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Am 29. Oktober war der Weltschlaganfalltag. Grund genug für die Deutsche Schlaganfallgesellschaft, kurz DSG, auf das Problem einer drohenden kritischen Unterversorgung der telemedizinischen Schlaganfallversorgung infolge finanzieller Unsicherheit für telemedizinische Netzwerke aufmerksam zu machen. Neurologen von Kliniken kritisieren aber auch eine Unterversorgung in Krankenhäusern, die nicht über eine Abteilung für spezialisierte Schlaganfalltherapie verfügen. Hilfe durch ein spezialisiertes Schlaganfallteam bei Notfällen 24 Stunden sieben Tage in der Woche müsse in die breite Versorgung kommen, erklärt der Direktor der Klinik für Neurologie von der Charité der Berliner Universitätsmedizin, Matthias Endres als Experte. Allerdings ist die akute Schlaganfallversorgung in den letzten Jahren ein sehr gutes Stück vorangekommen, denn seit 2005 hat sich die Sterblichkeit der Betroffenen halbiert. 250.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland. Unbehandelt würden nach der sogenannten Drittel-Regel etwa 33 Prozent sterben. Ein Drittel hätte nach dem Schlaganfall schwere Behinderungen und ein Drittel würde weitgehend unbeschadet bleiben. Moderne Akut-Therapien bei Schlaganfällen konnten die Sterblichkeit allerdings drastisch reduzieren, darauf weist auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hin. Außerdem sinkt durch geeignete Interventionsmaßnahmen wie eine verbesserte Versorgungsstruktur infolge der Einrichtung von Stroke Units und bestimmten Behandlungsoptionen der Anteil der Betroffenen, die unbehandelt mit drastischen Auswirkungen zu rechnen hätten. So ist beispielsweise heutzutage eine Thrombolyse auch noch 4,5 Stunden nach Einlieferung des Schlaganfallpatienten ins Krankenhaus möglich. Des Weiteren stehen in spezialisierten Zentren deutschlandweit Kathetereingriffe zur Verfügung, mit denen man bei Verschlüssen großer Hirnarterien mit einem chirurgischen Eingriff einen Blutpfropf aus einem verstopften Blutgefäß holen kann (Thrombektomie). In allen Fällen spielen jedoch die Zeit und das entsprechende Zeitfenster für die passenden Behandlungsoptionen eine entscheidende Rolle und entscheiden damit letztlich über den Therapieerfolg, der die „Drittel-Regel“ durchbrechen kann.

Quelle: Ärzteblatt