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Derzeit befinden sich 48 Impfstoffe gegen eine Corona-Infektion in der klinischen Entwicklung, von denen drei von ihnen kurz vor der Zulassung stehen. Für die Gesundheitssysteme, auch anderer Länder, ist die Verteilung der Impfstoffdosen die größte Herausforderung, damit möglichst viele Menschen in kurzer Zeit geimpft werden können, um vor dem SARS-CoV-2-Virus geschützt zu sein. Die Covid-19-Erkrankung kann dann nämlich erst gar nicht ausbrechen oder zumindest einen milderen Verlauf nehmen. Demnach werden alle Covid-19-Impfstoffe am häufigsten in vier Impfstoff-Gruppen eingeteilt: 

1. Lebendimpfstoffe: enthalten den Erreger in einer schwächeren Form, sodass er nicht mehr krank machen kann. Beispiele für Lebendimpfstoffe sind der Masern-Mumps-Röteln-Immunschutz. Lebendimpfstoffe befinden sich zur Zeit noch in vorklinischen Phasen. 

2. Totimpfstoffe: enthalten abgetötete Erreger oder nur Bruchstucke der Viren. Auch sie können nicht mehr krank machen und werden meistens mit sogenannten Wirkverstärkern versehen. Sie haben meist weniger Nebenwirkungen als klassische Impfstoffe, weil Virus-Bausteine künstlich hergestellt werden oder aber mit „molekularen Scheren“ vom Virus abgetrennt werden. Allerdings erwartet man von ihnen auch schwächere Immunantworten. Ein Impfstoff des US-Herstellers Novavax befindet sich derzeit in Phase-III-Studien. Andere sind noch in der Entwicklung.

3. Vektorimpfstoffe: Grundlage sind für Menschen harmlose sogenannte Impfviren. Diese abgeschwächten Vektor-Viren haben die Aufgabe, Erbgutstücke vom SARS-CoV-2-Erreger in menschliche Zellen einzuschleusen, damit eine Immunantwort ausgelöst werden kann, wie das Beispiel des Ebola-Impfstoffs zeigt. Zu den Vektorimpfstoffen gibt es gute Forschungsgrundlagen. Sie stimulieren das Immunsystem des Geimpften gut, allerdings sind die Tests für die Anwendung im menschlichen Körper aufwendig und intensiv. 

4. RNA-Impfstoffe: RNA steht für Ribonukleinsäuren, die einem Patienten als Lösung intravenös verabreicht werden. in den menschlichen Zellen werden dann die Erbgutstücke, die sogenannte Messenger-RNA (mRNA) als Feind erkannt. Mit Hilfe der Nukleinsäuren und einem im Körper produzierten Virusprotein wird ein Antigen aufgebaut, gegen das der menschliche Körper nun in der Lage ist, Antikörper zu produzieren. Vorteil dieser Methode ist, dass eine schnelle Produktion solcher Impfstoffe in großer Menge möglich ist. Allerdings hat bislang noch kein einziger Hersteller eine Zulassung erhalten. Biontech/Pfizer stehen allerdings kurz vor der Zulassung, sodass der Impfstoff vielleicht noch im Dezember zunächst bei vulnerablen Gruppen zum Einsatz kommen kann.

Allen Impfstoffen gemeinsam ist, dass Teile des Virus, das abgeschwächte Virus selbst oder andere Wirkstoffe, die Pharmakonzerne herstellen, dem menschlichen Organismus helfen, Abwehrzellen, also Antikörper, zu bilden, die gegen die Antigene vorgehen können. Das SARS-CoV-2-Virus benötigt wie andere Viren auch eine Wirtszelle, um sich zu vermehren und nutzt hierbei bestimmte Rezeptoren auf der Oberfläche der Wirtszellen zum Andocken. Impfstoffe allerdings versuchen diese Vermehrung zu stoppen, da sie den Körper der Geimpften auf den Kontakt mit dem Feind „Virus“ vorbereiten, indem sie die Produktion von Antikörpern in Gang setzen. 

Quelle: Spiegel