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In Thüringen entfacht aktuell ein Streit über eine mögliche Unterversorgung der Einwohner mit medizinischen Dienstleistungen zwischen Interessensverbänden und der Landesregierung. Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser werfen der Landesregierung vor, der aktuellen Entwicklung beim Thema Nachwuchsmangel nicht genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Die Verbände sind der Meinung, dass andere Länder schon längst den Ernst der Lage erkannt hätten und bereits das Gröbste hinter sich hätten. Als Beispiel zeigt die Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) auf, dass der Altersschnitt bei den 2.050 thüringischen Zahnärzten bei 52 Jahren liegt. Dabei schließen doppelt so viele Zahnärzte ihre Praxen wie neue dazukommen. Zudem würden diese neuen Praxen zum größten Teil in Städten eröffnet werden. Ähnliche Szenarien schildert auch der die Vertreter der Apotheker, Haus- und Fachärzte.

Als Folge der Entwicklung sei mit vollen Wartezimmern in Arztpraxen und einem Ansturm auf die Krankenhäuser in ländlichen Regionen zu rechnen. Dieses skizzierte Szenario wies die thüringische Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD) als „absurd und populistisch“ zurück. Man wolle sich nicht vorwerfen lassen zu wenig zu tun. Aktuell gäbe es zahlreiche Projekte, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. So möchte die Landesregierung junge Ärzte durch eine Art Begrüßungsgeld für einen Arztsitz auf dem Land begeistern. Ab dem Frühjahr 2014 erhalten neu gegründete Arztpraxen einen nicht rückzahlungspflichtigen Praxiszuschuss. Zugleich plant Taubert das ambulante Behandlungsverbot für Kliniken zu lockern. Sollte eine Lockerung nicht ausreichen, um mögliche Wartezeiten zu verkürzen, müsse über einen kompletten Fall des ambulanten Behandlungsverbots nachgedacht werden.

Kommentar: Besonders in den ländlichen Regionen der neuen Bundesländern warten Patienten oftmals lange im Vergleich zum restlichen Bundesgebiet auf einen Facharzttermin. Hier ist die Warte-Liste bei Orthopäden, Augenärzten und Kardiologen besonders lang.

Der dringende Bedarf an Fachärzten zeigte sich letztes Jahr, als sich eine Schlange von 400 Wartenden vor einer neu eröffneten Augenarztpraxis in Gera bildete.  Obwohl in Gera (90.000 Einwohner) bereits neun Augenärzte, dies ist das Zulassungsmaximum, angesiedelt sind, nehmen viele Praxen keine neuen Patienten auf. Dies zeigt, dass der Arztschlüssel in ostdeutschen Regionen nur unzureichend den tatsächlichen Bedarf an Fachärzten abbildet.

[ilink url=“http://www.aerztezeitung.de/news/article/853159/aerztemangel-thueringen-ernsthafte-sorge-panikmache.html“] Link zur Quelle: (Ärzte Zeitung)[/ilink]