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In der aktuellen Auflage des jährlich erscheinenden Gesundheitsreports der Techniker Krankenkasse (TK) geht hervor, dass im vergangen Jahr (2013) die deutschen Arbeitnehmer durchschnittlich 14,7 Tage krankgeschrieben waren. Damit stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Tage pro Jahr und Versicherten. Seit Beginn des Gesundheitsreports der TK im Jahr 2000 wurde noch nie ein höherer Krankenstand verzeichnet als im letzten Jahr. Im Vergleich zum Jahr 2006 mit einem historischen Tiefstand bei der Arbeitsunfähigkeit liegt die aktuelle Zahl der Fehltage 28,1 Prozent höher. Somit lag der durchschnittliche Krankenstand mit 4,02 Prozent 0,14 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Grundlage der Untersuchung bilden die rund 4,1 Mio. Versicherte der TK, die rund 13,7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten abbildet.

Laut der TK resultiert die Zunahme der Krankheitstage in einer deutlichen Zunahme der AU-Fälle. Durchschnittlich war jeder Beschäftigte im vergangenen Jahr 1,15 Mal krankgeschrieben (+8,0%). Im Vergleich dazu sank jedoch die Länge eines durchschnittlichen AU-Falls auf 12,6 Tage (-4,3%). Hauptursachen für Krankschreibungen waren akute Infektionen (6,3%), Depressionen (5,4%), Rückenschmerzen (5,3%) und Reaktionen auf schwere Belastungen/Anpassungsstörungen (2,94%). Allgemein kann gesagt werden, dass psychische Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparats und Verletzungen den Großteil der Krankheitstage verursachen. Männer erleiden vermehrt Verletzungen, während Frauen häufiger an einem der zuvor genannten Gründe erkranken.

Dabei zeigt sich, dass zwischen den Geschlechtern, Wohnort, Altersgruppen, Ausbildungsniveau und Berufen deutliche Unterschiede in der Anzahl der Krankheitstage besteht. So waren Frauen häufiger krankgeschrieben als Männer. Rund 3 Tage trennen die Geschlechter voneinander. So waren Frauen im Durchschnitt 15,9 Tage pro Jahr krank, während der Krankenstand bei den Männern bei 12,9 Tagen lag. Auch regional zeigten sich bedeutende Unterschiede in der Krankheitsdauer. Während in Bayern die niedrigste Krankenquote bei dem Erwerbstätigen von 12,1 Tagen verzeichnet wurde, lag sie in Mecklenburg-Vorpommern rund 6 Tage (18,4 Tage) darüber. Jüngere Erwerbstätige (15-24 Jahre) sind mit 11 Fehltagen deutlich seltener krank als ältere Beschäftige (55-59 Jahre), fehlen aber häufiger. Bei den Berufsgruppen zeigte sich, dass Erwerbstätige in Metallberufen (23,1 Tage), der Baubranche (21,4 Tage) und Verkehrs- und Lagerberufen (22,3 Tage) am häufigsten auf Arbeit fehlten. Am wenigsten fehlten Arbeitnehmer in technischen Berufen und im Verwaltungsbereich (10,8 & 11,3 Tage). Aufgrund der immensen psychischen Belastung sind Arbeitssuchende mit durchschnittlich 28,6 Krankheitstagen führend. Allgemein stagniert die Zahl und Dauer der Krankschreibungen wegen psychsicher Probleme erstmals seit dem Jahr 2006. Die TK warnt jedoch diese Stagnation als Trendwende zu bezeichnen. Die Zahl der Krankschreibungen wegen Burn-Out-Symptomen sei weiterhin hoch.

Gründe für die seit Jahren steigende Zahl von Krankheitstagen müssen nicht unbedingt medizinisch begründet sein. Experten sehen auch einen signifikanten Einfluss der aktuell vorherrschenden Marktlage auf die Höhe des Krankenstands. Während bei hoher Arbeitslosigkeit Befindlichkeitsstörungen weniger häufig als Anlass für eine Krankschreibung genommen werden, steigt die Fehlzeitenquote bei verbesserter Arbeitsmarktlage tendenziell an. So zeigt auch der TK Gesundheitsreport, dass in den Jahren 2005 und 2006 mit Arbeitslosenquoten von über 11 Prozent, der Krankenstand am niedrigsten war. In den letzten Jahren sank die Arbeitslosenquote und pendelte sich bei rund 7 Prozent ein. Zeitgleich stieg auch die Zahl der Krankheitstage. Diese sog. motivationsbedingten Fehlzeiten sind jedoch ein zweischneidiges Schwert. Während in Zeiten guter Konjunktur die Leistungsfähigkeit von Unternehmen durch unnötige Fehlzeiten sinkt, wird diese in Zeiten einer Konjunkturabschwächung weiter geschwächt indem kranke Mitarbeiter auf Arbeit erscheinen und weitere Mitarbeiter anstecken. Es tritt der sog. Effekt des Präsentismus ein.

Der vollständige Gesundheitsreport 2014 mit weiteren Hintergrund- und Detailinformationen kann unter folgenden Link heruntergeladen werden: TK Gesundheitsreport 2014