Beim DAV-Wirtschaftsforum in Berlin unterbreitete Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Direktor des Instituts für Finanzwissenschaft und des Forschungszentrums Generationenverträge der Universität Freiburg, einen gemessen an den Tatsachen gerechten Lösungsvorschlag betreffend die Finanzierung der Pflege. Die heute 50-Jährigen gehören der sog. Babyboomer-Generation an, die aufgrund der aktuell vorherrschenden geringen Geburtenraten, zu einem Problem der Pflegefinanzierung führe. Raffelhüschen rief die betreffende Generation zur Verantwortung auf: Sie solle mehr zahlen und beispielsweise das erste Jahr Pflege selbst finanzieren. Nur wenn die Belastungen und finanziellen Risiken des einzelnen zu hoch werden, solle die Gemeinschaft einspringen.
Raffelhüschen wies weiter darauf hin, dass derzeit noch bis zu 70 Prozent der Pflegebedürftigen zuhause von der Frau oder der Tochter gepflegt werden. Die Pflegesituation wird sich jedoch in der Form verändern und dadurch kostenintensiver werden, als dass immer mehr Menschen stationär gepflegt werden müssen. Er sprach von einer regelrechten „Kostenexplosion im Pflegebereich“, die insbesondere auch durch die zunehmenden Demenzerkrankungen verursacht würde. Sinngemäß verbiete es nach Raffelhüschen das Gebot der Fairness, die Kinder der Babybommer-Generation zukünftig mit etwa durchschnittlich 8 Prozent Pflegebeitrag zu belasten, während ihre Eltern nur 1,7 bis 2 Prozent in die Pflegekassen eingezahlt haben.
Anlässlich der insoweit eindeutigen Positionierung von Raffelhüschen sei insoweit an den diesjährigen internationalen Tag der Pflege am 12. Mai 2014 angeknüpft. Bundesweit protestierte das Pflegepersonal gegen die Bedingungen in der Pflege. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass auch die Pflege des Bedürftigen im eigenen Heim eine große persönliche aber auch finanzielle Belastung darstelle.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe stellte sich den Protesten und kündigte Verbesserungen an. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk teilte er mit, bis Anfang 2015 45.000 Menschen in der Pflege beschäftigt sehen zu wollen, damit 20.000 mehr als dort aktuell beschäftigt sind. Für Pflegeberufe sollen die Rahmenbedingungen bei der Ausbildung verbessert werden.
Die Konsequenzen des Pflegepersonalmangels sind vielfältig: Die Behandlung des Patienten verläuft mit einem hohen Stresspegel der betreffenden Mitarbeiterin oder des betreffenden Mitarbeiters. Nicht zuletzt und im ungünstigsten Fall kommt es zu Behandlungsfehlern, SummarySeven berichtete letzten Monat. Offensichtlich sind allen Verantwortlichen aus Gesundheit und Politik die Missstände bekannt. Wünschenswert wäre sicherlich sowohl aus Sicht der Patienten, als auch aus Sicht des Personals eine ernsthafte und unverzügliche Auseinandersetzung mit dem Problem.