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Wie aus dem diese Woche vorgestellten Arzneimittelreport 2014 der Barmer GEK hervorgeht, entfallen 11 Prozent der Arzneimittelausgaben der Barmer GEK auf Medikamente, welche überflüssig, teuer und ohne Mehrwert sind, so Rolf Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandvorsitzende der Barmer GEK.

Rund 440 Mio. Euro habe die Barmer GEK für sog. Scheininvestitionen ausgegeben. Würden statt solcher Me-Too-Präparate Generika der Ursprungspräparate verordnet, könnten die Arzneimittelausgaben in bei der Bermer GEK um rund 5 Prozent gesenkt werden. Dies entspricht einer Ersparnis von mindestens 200 Mio. Euro. Hochgerechnet auf die Gesamtbranche könnten somit 1,6 Mrd. Euro an Gesundheitsausgaben eingespart werden. Bei einem geschätzten Ausgabenvolumen von 189 Mrd. Euro entspricht dies einer Ersparnis von unter einem Prozent.

Insgesamt gab die Barmer GEK 4,2 Mrd. Euro für Arzneimittel im vergangem Jahr aus. Dies entspricht einer Steigerungsrate von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt wurde jedem der 9,1 Mio. Versicherten 8,8 Packungen verordnet (insgesamt: 80,4 Mio. Packungen). Auch für das aktuelle Jahr sei ein fortschreitender Trend zu höheren Arzneimittelausgaben erkennbar. So stiegen im ersten Quartal 2014 die Arzneimittelausgaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 9 Prozent. Grund sei der gesenkte Hersteller-Zwangsrabatt.

Zugleich nutzte Schlenker die Möglichkeit auch die Bundesregierung für die Aussetzung der Nutzenbewertung des Bestandmarktes zu kritisieren. So würden die Kassen auch in den Folgejahren weiterhin mit hohen Ausgaben belastet. Den die 20 umsatzstärksten Arzneimittel seien alles Bestandsmarktarzneien.

Kommentar: Die Reaktion der pharmazeutischen Verbände und der Hersteller auf den Report und die Aussagen von Schlenker ließen nicht lange auf sich warten. So hält der Bundesverband der Pharmezeutischen Industrie die Forderung nach der Nutzenbewertung von Bestandsarzneimitteln für unnötig. Schließlich laufen viele Nutzenbewertungen nur zeitlich befristet, sodass eine erneute Prüfung zeitnah vorgenommen werden muss und sich „die Probleme“ in der Zukunft selbst klären werden. Auch Bayer fühlte sich zu einer Stellungsnahme genötigt, nachdem Schlenker während der Pressekonferenz mitteilte, dass neuartige orale Gerinnungshemmer wie Xarelto ein zu hohes Risiko hätten. Der Umsatzgigant (949 Mio. Euro in 2013) habe ein weit besseres Risiko-Nutzen-Verhältnis als andere Produkte auf dem Markt. Das würden auch aktuelle Ergebnisse aus dem klinischen Alltag bestätigen.

[ilink url=“http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/58836/Barmer-GEK-Kassen-geben-viel-Geld-fuer-unnuetze-Arzneimittel-aus“] Link zur Quelle (Ärztezeitung)[/ilink]