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Der notwendige Sparkurs der gesetzlichen Krankenkassen trifft nun unter Umständen auch die eigenen Reihen. Sofern man den Ansichten des Bundesversicherungsamtes (BVA) folgt, die es gegenüber kma-online geäußert hat, werden auch die Chefetagen der Kassen Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. Das BVA schlägt insoweit einen harten Kurs ein. Wenn es nach ihm ginge, sollen sich die Kassen einer neuen Richtlinie für Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen unterwerfen. Diese sollen vorsehen, dass Premien und die Altervorsorge gedeckelt und Dienstwagen bei der Vergütung stärker berücksichtigt werden. Sogar Bestandsgarantien, die langjährige Kassenchefs für ihre nächste Vertragsverlängerung ausgehandelt haben, sind nach Meinung der BVA unwirksam. Es gab sogar Überlegungen des BVA, dass Kassen den Abschluss von Mietverträgen für Büroräume mit ihr abstimmen müssen, sofern eine Fläche von mehr als 10.000 Quadratmetern und eine Mietdauer von mehr als zehn Jahren in Rede steht.

Erste Reaktionen auf die Sparpläne für die Chefetagen sind unterschiedlich: Der Vorstand der Bosch BKK hat einer geforderten Gehaltskürzung bereits zugestimmt. Als die Thematik erstmals im April 2014 diskutiert wurde, gab es dagegen konkrete Gegenstimmen. Holger Langkutsch, der Verwaltungsratsvorsitzende der Barmer GEK, wehrte ab und sprach sich gerade für mehr Freiräume der Kassen statt mehr Kontrolle aus. Zur Begründung führte er an, dass die Kassen einerseits durch unternehmerisches Handeln eine effiziente Versorgung sicherstellen sollen, ihnen andererseits aber Entscheidungskompetenzen entzogen werden. Ein Beispiel dafür sei die Eingrenzung der Beitragssatzautonomie genannt.

Die Diskussionen um die Gehaltskürzungen in den Chefetagen der gesetzlichen Krankenkassen sind im Rahmen der Verhandlungen um die Vertragsverlängerung für den Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Köhler, im vergangenen Jahr entfacht. Köhler hatte zunächst ein Jahresgehalt von 350.000 Euro im Jahr ausgehandelt. Der damalige Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr monierte die Höhe, worauf Köhlers Jahresgehalt auf 320.000 Euro reduziert wurde. Damit liegt es aber immer noch über dem der Bundeskanzlerin. Der Bundesrechnungshof hatte die Gehälter der Kassenvorstände schon 2009 als überhöht kritisiert.

Nach einem letzten Überblick aus dem Jahr 2013 verdiente der Chef der TK mit 276.450 Euro Jahresgehalt am meisten. Auf den Chef der Barmer GEK entfielen immerhin 250.000 Euro. Die DAK Gesundheit zahlte ihrem Vorsitzenden 242.540 Euro, die Pronova BKK 244.218 Euro und der Chef der AOK Plus kam insgesamt auf 242.710 Euro.

Um den Diskussionen ein wenig die Brisanz zu nehmen, ist zu sagen, dass es nur logisch und konsequent ist, vor dem weiter wachsenden Finanzdruck, der auf den Kassen lastet, auch in den eigenen Reihen einzusparen. Wie sollten Kassen gegenüber ihren Versicherten sonst noch ihr Gesicht und ihre Seriosität wahren, wenn Beiträge stetig steigen bzw. Zusatzbeiträge erhoben und Leistungen gekürzt werden? Noch sind die den Wettbewerb herausfordernden Zusatzleistungen sowie Bonus- und Premienprogramme für gesetzlich Versicherte nicht konkret. Daher scheint eine gewisse Bescheidenheit, sofern davon überhaupt bei Vorstandsgehältern die rede sein kann, mehr als geboten.