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Viele Patienten suchen einen Arzt mit der Erwartungshaltung auf, mit einem Rezept oder einer Verordnung für sonstige medizinische Maßnahmen die Praxis zu verlassen. Doch nicht in allen Fällen ist dies aus medizinischer Sicht sinnvoll. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) fordert daher, dass dahingehend ein Umdenken stattfindet und unnötige Behandlungen zum Wohle der Patienten, aber auch um das Gesundheitssystem finanziell zu entlasten, vermieden werden.

In Deutschland werden zu häufig Antibiotika verschrieben – zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung der DAK Gesundheit Ende 2014. Landesweit werden jährlich rund 40 Millionen Verordnungen ausgestellt. Nicht immer ist der Einsatz dieser Medikamente sachgemäß, so werden häufig auch bei viralen Infekten Antibiotika verschrieben, obwohl diese hier wirkungslos sind. Das hat Folgen: Immer mehr Bakterienstämme entwickeln Resistenzen, eine der wichtigsten Arzneimittelgruppen läuft damit Gefahr, langfristig wirkungslos zu werden. Schon jetzt können viele bakterielle Infektionen nicht mehr effektiv behandelt werden, immer öfter muss auf so genannte Notfall-Antibiotika zurückgegriffen werden.

Auch bestimmte Eingriffe werden häufiger vorgenommen als aus medizinischer Sicht notwendig wäre. Dazu zählen unter anderem Darmspiegelungen, Osteoporose-Screening bei Frauen unter 65 Jahren, Kniearthroskopien, etc. Bei vielen dieser Leistungen handelt es sich um lang etablierte Methoden, die nicht mehr dem heutigen Kenntnisstand entsprechen. Ärzte nutzten sie häufig trotzdem, da sie diese aus Erfahrung kennen. „Erfahrung ist zwar extrem wichtig, doch wenn nicht regelmäßig ein Abgleich mit der medizinischen Entwicklung stattfindet, hängt veraltetes Wissen als Ballast an uns und den Patienten und bindet auch Mittel, die an anderer Stelle fehlen“, so der DGIM-Präsident Michael Hallek.

Kommentar: Die neue Taskforce „Unnötige Leistungen“ der DGIM möchte für die Problematik der Verschreibungswut sensibilisieren. Der Aufruf  lehnt sich inhaltlich stark an die US-amerikanische Ärzte-Initiative „Choosing wisely“ an, die seit 2012 Listen mit Maßnahmen veröffentlicht, die sich als wirkungslos oder sogar schädlich erwiesen haben. Damit wollen sie anregen, diese Behandlungsmethoden etc. künftig nicht mehr durchzuführen, um so die Behandlungsqualität und Patientensicherheit zu verbessern sowie um Ausgaben einzusparen.

[ilink url=“http://www.dgim.de/portals/pdf/Presse/20150224_PM%20DGIM%20Choosing%20Wisely%20F.pdf“] Link zur Quelle (DGIM)[/ilink]

[ilink url=“http://www.choosingwisely.org/doctor-patient-lists/infectious-diseases-society-of-america/“] Link zur Quelle (Choosing wisely)[/ilink]