Hörgeräte helfen Menschen mit Hörminderung, im Alltag besser klar zu kommen. Aber was ist, wenn die Umgebung so laut ist, dass man buchstäblich sein eigenes Wort nicht versteht? Forscher entwickeln derzeit ein Hörgerät, dass auch in solch schwierigen Situationen eine Verständigung ermöglicht. Dafür soll das Hörgerät sehen lernen.
Ein Forscherteam der schottischen Universität Stirling greift für die neue Generation Hörgerät auf eine Technik zurück, die Gehörlose schon lange verwenden: Das Lippenlesen. Das neue Hörgerät wird dafür mit einer Miniaturkamera ausgestattet, die visuelle Informationen in Echtzeit verarbeiten kann. Sie soll nahtlos zwischen Audio- und visuellen Hinweisen umschalten können. Projektleiter Prof. Amir Hussain: „Existierende kommerzielle Hörgeräte funktionieren auf rein audiologischer Basis, aber das zukünftige audio-visuelle Modell, welches wir entwickeln wollen, wird das Gesicht des Sprechers nach visuellen Hinweisen absuchen, vergleichbar mit dem Lippenlesen. Das wird die Audio-Sounds weiter verbessern, die von konventionellen Hörgeräten erfasst und verstärkt werden.“
Hussain sieht das Einsatzgebiet für die lippenlesenden Hörgeräte aber auch abseits der reinen Medizintechnik. Als mögliches Einsatzbeispiel führt er Fabriken an, wo in der Produktion Hörschutz getragen werden muss, aber auch Notfall- und Krisensituationen, wo eine reibungslose Kommunikation unabdingbar ist. Mehr als zehn Mio. Menschen leben derzeit im Vereinigten Königreich mit einer mehr oder minder stark ausgeprägten Hörminderung. Bis zum Jahr 2031 könnte die Zahl auf über 14,5 Mio. anwachsen.
[ilink url=“http://www.stir.ac.uk/news/2015/06/hearing-aids-that-can-’see’/“] Link zur Quelle (University of Stirling)[/ilink]