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Ein frischgebackener Unfallchirurg wechselt nach der Ausbildung an eine andere Klinik. Muss diese dafür bald eine Ablösesumme, ähnlich wie im Fußball, zahlen? Im Rahmen des diesjährigen Gesundheitswirtschaftskongresses in Hamburg wurden Ideen zur Kompensation der Ausbildungskosten diskutiert.

Wie die „Ärztezeitung“ am 23. September berichtet, stellte Prof. Ulrich Frei, hauptamtlicher Ärztlicher Direktor der Berliner Charité, diesen Vorschlag in den Raum. Allein 2014 hätten 34 Fach- und Oberärzte die Berliner Klinik verlassen, nicht selten zur direkten Konkurrenz, die mehr Geld bot. Dies sei nicht nur ein Verlust von Arbeitskräften, sondern vor allem auch von Know-How. Die Klinik investiere viel Zeit und Geld in die Ausbildung von Ärzten und habe dann letztendlich selbst nur wenig davon. Abwerbende Kliniken profitieren wiederum davon: Sie erhalten fertig ausgebildete Ärzte, ohne selbst in die Ausbildung investieren zu müssen. Frei halte zwei bis drei Jahresgehälter als Ablösung für angemessen.

Dass Kliniken tatsächlich bald Ablösesummen zahlen müssen darf bezweifelt werden. Die Diskussion richtet allerdings, mit einem Augenzwinkern, den Blick auf ein bislang nicht gelöstes Problem von ausbildenden Kliniken. Prof. Frei könne sich alternativ eine bessere Honorierung für Kliniken, die in die Ausbildung von Medizinern investieren, vorstellen.

Nach abgeschlossenem Medizinstudium sind die Absolventen zwar auf dem Papier Ärzte, um erfolgreich praktizieren und sich als Arzt niederlassen zu können braucht es dennoch im Anschluss eine Facharztausbildung. Diese findet überwiegend in Krankenhäusern statt, die über eine entsprechende Weiterbildungsberechtigung verfügen müssen.

Kommentar: Eine Weiterbildung zum Facharzt dauert je nach Fachgebiet vier bis sechs Jahre. Die Kosten zu beziffern ist kompliziert, sie setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. So dauern Operationen von Assistenzärzten durchschnittlich länger als solche, die durch einen Facharzt durchgeführt werden und sind damit teurer. Dazu kommen noch Fortbildungen, Anleitungen etc. Eine Analyse der Universität Erlangen-Nürnberg beziffert die alleinigen Weiterbildungskosten auf 15.000 bis 20.000 Euro pro Jahr, zuzüglich der Mehrkosten für Operationen in Höhe von durchschnittlich 13.000 Euro pro Jahr sowie des tariflichen Lohns der Assistenzärzte und des Lohns für die Supervision durch Fach- und Oberärzte. 

 

[ilink url=“http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/klinikmanagement/article/894782/fussball-kommt-abloese-aerzte.html“] Link zur Quelle (Ärztezeitung)[/ilink]