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Eine der häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen sind falsche Belastung und mangelnde Bewegung. Fallen Patienten mit chronischem Rückenschmerz nach einer Rehabilitationsmaßnahme wieder in alte Verhaltensmuster zurück, kann das den Therapieerfolg schnell zunichte machen. Die AOK Nordwest erprobt nun ein interaktives Trainingsprogramm, um das zu verhindern.

Zugegeben, sich zuhause allein zu Sportübungen aufzuraffen, fällt schwer. Es braucht Motivation von außen, um den inneren Schweinehund zu überwinden. Nicht weniger als das hat sich das Forschungsprojekt Digitrain der AOK Nordwest und des Fraunhofer-Instituts FOKUS zum Ziel gesetzt. Mit moderner Technik sollen Rückenschmerzpatienten nach der stationären Therapie motiviert werden, auch zuhause weiter die in der Reha erlernten Übungen korrekt auszuführen.

Mit Digitrain trainieren Patienten im Anschluss an eine stationäre Rehabilitation drei Monate mit Hilfe eines interaktiven Trainers (Avatar), der sie motiviert, korrigiert und unterstützt. Über eine 3D-Kamera und Sensoren, die die Kasse für die Dauer des Programms zur Verfügung stellt, erkennt Digitrain, ob der Patient die Übungen korrekt ausführt. „Mit unserem neuen Programm wollen wir den Therapieerfolg unserer Versicherten in der Nachsorge von Rückenschmerzen nachhaltig sichern, ihre Gesundheitskompetenz steigern und die Lebensqualität verbessern“, so Dr. Martina Niemeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Nordwest.

Zunächst können nur Patienten der Marcus Klinik Bad Driburg an dem Forschungsprojekt teilnehmen. Das Projekt startete am 1. August 2014 und läuft noch bis zum 30. Juni 2016. Bei positiven Studienergebnissen soll das Projekt auf weitere Kliniken ausgedehnt werden.

Kommentar: Die Anleitung durch einen Physiotherapeuten ist qualitativ sicher noch einmal hochwertiger als durch einen Avatar auf dem Computerbildschirm. Aber auch hier gilt: Ein bisschen ist immer noch besser als gar nicht. Für die Kassen ist die Innovation eine Win-Win-Situation: Digitrain ist deutlich kostengünstiger als eine stationäre oder auch eine ambulante Reha, gleichzeitig senkt das Programm, bestenfalls, die Rückfallquote und damit weitere Behandlungen oder Operationen. Der Erfolg des Projekts hängt allerdings stark davon ab, ob die Patienten das Programm auch wirklich regelmäßig nutzen. Bei Personen, die aufgrund von Bewegungsmangel Rückenschmerz-Patienten geworden sind, wird sicherlich mehr Motivation vonnöten sein, als ein Avatar leisten kann. Hier sollten sich Kassen und Ärzte nicht allein auf das Programm verlassen, sondern zusätzliche Motivationsarbeit leisten.

[ilink url=“https://www.fokus.fraunhofer.de/go/digitrain_“] Link zur Quelle (Fraunhofer-Institut)[/ilink]