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Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit den höchsten Arzneimittelpreisen. Zu diesem Schluss kommt ein Report, der am  3. Dezember im Magazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Dieser verglich die Herstellerpreise für Krebsmedikamente in Ländern mit hohen Einkommen und kam dabei zu der Erkenntnis, dass die Preise um bis zu 388 Prozent voneinander abweichen können.

Dass Arzneimittel in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern besonders teuer sind, ist kein Geheimnis. Wie groß die Unterschiede tatsächlich sind, zeigt nun eine Untersuchung des WHO Collaborating Centre for Phamaceutical Pricing and Reimbursement Policies (WHOCC). Die Organisation verglich die Herstellerpreise von 31 patentgeschützten Krebsmedikamenten in Australien, Neuseeland sowie 16 europäischen Ländern. Krebsmedikamente zählen zu den größten Posten der Ausgaben für Arzneimittel.

Insgesamt wiesen das Vereinigte Königreich sowie die Mittelmeerländer Griechenland, Spanien und Portugal die niedrigsten Herstellerpreise für Onkologika auf, während Schweden die Schweiz und Deutschland die höchsten Preise zahlten. Die Unterschiede zwischen den Ländern betragen zwischen 28 und 388 Prozent, so der Report.

Studienautorin Dr. Sabine Vogler erklärt: „Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse konkrete Hinweise für die Gesetzgebung liefern, um hohe Preise anzugehen und mehr Transparenz in der Preisgestaltung von Krebsmedikamenten sicherzustellen, so dass sowohl die Kosten als auch der Zugang zu neuen Medikamenten nicht davon abhängt, wo ein Patient lebt.“

Kommentar: Deutschland gilt als Referenzmarkt für Arzneimittelpreise. Dies birgt ein Risiko: Die Informationen darüber, welche Preise wirklich für ein Medikament gezahlt werden, sind meist geheim. Denn tatsächlich ist der Herstellerpreis, auch für patentgeschützte Arzneimittel, nicht unbedingt der Preis, den die Kasse erstattet. Durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) hängen die Erstattungspreise vom Zusatznutzen eines Arzneimittels ab, zusätzlich verhandeln Kassen und Hersteller über Preise, so dass die tatsächlichen Kosten oft niedriger sind. Länder, die sich auf deutsche Preise beziehen, riskieren daher, zu viel zu zahlen. Dr. Vogler fordert daher mehr Transparenz in der Preispolitik.

[ilink url=“http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(15)00449-0/abstract“] Link zur Quelle (The Lancet)[/ilink]