Zum ersten Januar 2016 erhöhen zahlreiche Kassen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ihren Zusatzbeitrag. Laut Berechnungen des Schätzerkreises wird der durchschnittliche Zusatzbeitrag um 0,2 Prozent auf 1,1 Prozent des Bruttolohns steigen. Die Unterschiede zwischen den Kassen sind dabei immens. Während die günstigsten Kassen auch im kommenden Jahr ohne Zusatzbeitrag auskommen wollen, nimmt die Teuerste bereits 1,5 Prozent.
Schere zwischen Beiträgen geht weiter auseinander
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wies zwar darauf hin, dass eine Erhöhung um 0,2 Prozent bei einem monatlichen Bruttoverdienst lediglich Mehrausgaben von sechs Euro bedeuten, in der Summe nehmen die Krankenkassen dadurch aber rund eine Mrd. Euro mehr ein. Dabei sagt die Höhe des Zusatzbeitrages nicht zwangsläufig etwas über sparsames oder großzügiges Wirtschaften einer Kasse aus. Laut einem Bericht der „Ärztezeitung“ erhielten die AOK Sachsen-Anhalt und die AOK Plus laut Geschäftsberichten mehr als 4.000 Euro je Versichertem als Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds, die Leistungsausgaben lagen pro Kopf bei rund 3.600 Euro, die darin enthaltenen Verwaltungskosten bei 225 Euro. Beide Kassen erhoben bislang einen Zusatzbeitrag von 0,3 Prozent. Die Siemens BKK musste dagegen schon 2015 einen Zusatzbeitrag von 1,3 Prozent erheben. Dabei erhielt die Kasse lediglich Zuweisungen von knapp 2.579 Euro, wovon sie Leistungsausgaben in Höhe von 2.625 inklusive 124 Euro Verwaltungskosten beglich.
Im kommenden Jahr geht die Schere zwischen den Versicherungsbeiträgen weiter auseinander. Während einige wenige Kassen sogar weiterhin keinen Zusatzbeitrag erheben werden, liegen die Gesamtbeiträge anderer Kassen schon über 16 Prozent. Der Wettbewerb wird sich damit verschärfen. In einigen Monaten wird sich zeigen, ob und wie viele Menschen ihre Kasse wechseln. Es ist außerdem mit weiteren Fusionen zu rechnen.
Rabatt gegen Daten?
Laut der repräsentativen Studie „Zukunft Gesundheit 2015“ der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“ könnten sich rund zwei Drittel der Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland vorstellen, der eigenen Krankenkasse seine Fitness- und Gesundheitsdaten zur Verfügung zu stellen, wenn es dafür einen Rabatt auf den Beitrag gäbe. 1.050 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 34 Jahren wurden dafür befragt. Allerdings ist nicht jedem das Sammeln von Daten geheuer. Bei einer Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) gaben 62 Prozent der Befragten an, dass Versicherungsunternehmen und Krankenkassen ihrer Meinung nach zu viele Daten sammelten. Siegfried Gänsler, Vorstandsvorsitzender der Schwenninger, will daher auch nicht am Einheitsbeitrag für alle Versicherten rütteln. Er sprach sich stattdessen für Prämien aus, die bei besonders gesundheitsbewusstem Verhalten an die Versicherten ausgeschüttet werden.
Doch dabei handelt es sich noch um Zukunftsmusik. Vorerst können Versicherte lediglich durch einen Wechsel steigende Beiträge vermeiden und hoffen, dass die Beitragsparität zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber wieder eingeführt wird. Dies könnte zumindest mittelfristig starke Beitragsanstiege abmildern. Langfristig müssen neue, innovative Möglichkeiten entwickelt und eingesetzt werden, um ohne empfindliche Leistungskürzungen Kosten einzusparen.