Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Mandel- oder Blasenentzündung zu sterben? Im Normalfall zum Glück sehr gering, denn mit Antibiotika verfügt die moderne Medizin über wirksame Medikamente zur Behandlung von Infektionen. Dieses „scharfe Schwert“ wird allerdings merklich stumpfer. Immer mehr Bakterienstämme werden resistent gegen gebräuchliche Antibiotika, selbst Reserveantibiotika versagen bereits in zahlreichen Fällen. Höchste Zeit also, die Notbremse zu ziehen. Forscher untersuchten nun, wie das gelingen könnte.
Für Resistenzbildungen sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Einer davon: Ärzte verschreiben zu häufig Antibiotika, oft auch in Fällen, in denen sie bekanntermaßen nutzlos sind, wie beispielsweise Atemwegserkrankungen, die von Viren verursacht werden. Weniger Verordnungen wären ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Resistenzen. Doch wie kann das erreicht werden? Diese Frage beschäftigte Wissenschaftler, die nun die Wirksamkeit mehrerer „Anstöße“ untersucht haben, um Ärzte dazu zu bewegen, weniger Antibiotika zu verordnen.
In einem Feldversuch wurden drei Methoden getestet. Einer Gruppe von Ärzten wurde bei der Diagnose Atemwegsinfektion mit Antibiotikaverschreibung in einem Pop-up auf dem Bildschirm ein Fenster mit dem Hinweis „Antibiotika sind hier nicht indiziert“ angezeigt. Es folgte ein Vorschlag für alternative, symptomatische Medikamente. Die Methode zeigte sich jedoch als nur mäßig effektiv.
Eine weitere Gruppe erhielt monatlich eine E-Mail, in der sie mit Kollegen hinsichtlich der Antibiotikaverordnungen verglichen wurden. Sie wurden als „Top-Performer“ bezeichnet, wenn sie selten unangemessene Antibiotika verordnet hatten. Bei häufigen Verordnungen wurden sie hingegen als „Kein Top-Performer“ markiert. So konnte in der Gruppe die Zahl der Antibiotikaverordnungen signifikant gesenkt werden.
Noch besser schnitt der dritte „Anstoß“ ab: Bei jeder Antibiotikaverordnung wurden Ärzte von ihrer Praxissoftware aufgefordert, eine Begründung für ihre Entscheidung in ein Textfeld einzugeben. Diese konnte später auch von den Patienten eingesehen werden. Ließen Ärzte das Feld leer erschien der Hinweis, dass die Verordnung nicht gerechtfertigt sei. Das wirkte. Die Zahl der Verordnungen sank bei dieser Methode am stärksten. Diese Methode könnte einfach und zeitnah umgesetzt werden.
[ilink url=“http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2488307″] Link zur Quelle (Journal of the American Medical Association)[/ilink]