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Medikamente sollen schnell und gezielt wirken. Da jeder Mensch anders auf ein Medikament reagiert, ist die falsche Therapie oder Dosis ein Griff ins Leere und kann zudem fatale Folgen haben. Das Startup BioVariance GmbH möchte ermöglichen, mithilfe von individuellen genetischen Daten das passende Rezept auszustellen.

Gerade im höheren Alter ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen an mehreren Erkrankungen leiden. Dabei erhalten rund zwei Drittel der Pflegebedürftigen hierzulande dauerhaft fünf oder mehr Medikamente. Dies geht aus Angaben der Stiftung Patientenschutz hervor. Diese besagt zudem, dass allein in Deutschland rund 50.000 Menschen pro Jahr an einem falschen Medikamentenmix sterben. Grund dafür sind zum einen die unerwünschten Wechselwirkungen bei einer komplizierten Medikation, zum anderen falsch verschriebene Medikamente. Zum gleichen Ergebnis kommt auch eine Studie des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Witten/Herdecke. Mehr als 90 Prozent der Patienten bekommen mindestens ein Arzneimittel unbegründet. 37 Prozent der über 65-Jährigen nehmen Medikamente ein, die für ältere Menschen nicht geeignet sind.

BioVariance hat eine datenbasierte Lösung entwickelt, bei der für jeden Patienten die richtige Mischung gefunden wird. Das bayrische Start-up verarbeitet seit 2013 genetische Daten, um den Hintergrund des Patienten besser zu verstehen, um dann eine richtige Auswahl der Medikamente treffen zu können. Zudem erinnert die App den Patienten, die Medikamente zur richtigen Zeit in der richtigen Dosis einzunehmen.

In der Praxis beauftragt ein Krankenhaus BioVariance, eine genetische Analyse eines Patienten zu erstellen. Die Daten werden dann im Labor erfasst, und im nächsten Schritt erhält BioVariance Zugriff auf die Daten, um eine ausführliche Genom-Analyse durchzuführen. BioVariance identifiziert hierbei die pathogenen Varianten der Patienten, um die relevanten Informationen personalisieren zu können. Dabei gleicht BioVariance das Medikament bzw. seinen Wirkstoff mit den verschiedensten Parametern des Patienten wie Geschlecht, Ernährung, Wechselwirkung, Größe und Stoffwechseleigenschaften ab. Aus der Genom-Analyse errechnet ein Algorithmus die Wahrscheinlichkeit für die Wirksamkeit eines Medikaments. Im Anschluss erhält das Krankenhaus eine PDF-Datei mit individuellen Vorschlägen für die Medikation. „Eine große Entscheidungshilfe für den Arzt“, sagt Dr. Josef Scheiber, Geschäftsführer von BioVariance.

Um die riesigen Datenmengen bewältigen zu können, verlässt sich BioVariance auf die Open Telekom Cloud. Dadurch, dass das Start-up Mitglied des Telekom Techboost-Programms ist, hat man Zugriff auf den Cloudservice, mit dem eine flexible Skalierung sowie die Sicherheit der Gesundheitsdaten gegeben ist. „Individualisierte Medizin wird in Zukunft stark von der Qualität der Cloud abhängig sein. Deshalb ist es wichtig, dass die Cloud nicht das schwächste Glied in der Kette ist“, so Scheiber.

Health&Care Management