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Vom 20. bis zum 22. März 2019 fand in Berlin der Deutsche Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie statt. Diskutiert wurde auf der Veranstaltung mit Ärzten und Experten, welche Symptome Patienten entwickeln, wenn sie gestresst oder emotional überfordert sowie dauerhaft gekränkt sind. Infolge seelischer Leiden entwickeln manche Patienten sehr schnell körperliche Beschwerden, so der Psychiater und Neurowissenschaftler Richard Lane von der Universität Tucson in Arizona, der Zusammenhänge zwischen tiefer Trauer und körperlichen Reaktionen seiner Patienten ausmachen kann, ohne dass die Patienten die Verknüpfung zwischen Seele und körperlichen Beschwerden selbst in Verbindung bringen können. Leiden Patienten an Überlastung oder haben sie seelisches Leid erlebt, reagiert der Körper beispielsweise mit Rückenschmerzen, chronischer Erschöpfung, Schlafmangel oder ständiger Gereiztheit. Deutsche Patienten leiden dann häufig unter Beschwerden an der Wirbelsäule, sprich Rückenschmerzen, Patienten in Großbritannien hingegen sind chronisch erschöpft. Viele Kulturen kennen den Namen ihres Leidens oft gar nicht, weil es unerwünscht ist, Gefühle zu zeigen, wie beispielsweise in China. In Vietnam gibt es überhaupt kein Wort für seelische Traumata. Das Beschwerdebild des Schleudertraumas, bei dem in Deutschland eine Halskrause verordnet wird, ist im Baltikum weitgehend unbekannt. Esten, Letten und Litauer kennen dieses Krankheitsbild nicht. Während früher Beschwerden des Magen-Darm-Traktes wie nervöser Magen und Reizdarm (Colon irritabile) keine seltenen Diagnosen für psychosomatische Beschwerden waren, stehen heutzutage Darmkeime im Fokus der Medizin. Welche genauen Auswirkungen die individuelle Keimbesiedlung mit sich bringt, konnten die Experten auf dem Jahreskongress auch nicht richtig erklären. Den Unterschied zwischen gesunden Mikrobiomen und gestörten Mikrobiomen und deren Wirkungen auf die Psyche konnte auch keiner der vielen Referenten von deutschen Universitäten (genau) erklären. Auch auf diesem Gebiet der Medizin und Psychosomatik muss deshalb noch viel Forschungsarbeit geleistet werden.

Quelle: www.sueddeutsche.de