Das Fraunhofer Institut in Dresden, zehn weitere Fraunhofer Institute, das Klinikum Magdeburg sowie die Charité Universitätsmedizin in Berlin und die Universitätskliniken in Erlangen und Dresden arbeiten gerade mit verschiedenen Teams an der Entwicklung von Smarten Textilien zu Überwachung von Gesundheitszuständen und Krankheitsbildern.
Dazu haben die Forschungsgruppen sogenannte Smart Devices für medizinische Zwecke ausgearbeitet, um PatientInnen mit smarten Technologien in Kleidungsstücken engmaschig und andauernd untersuchen zu können, ohne dass das Smarte Textil unangenehm zu tragen ist.
Das „Pneumo.Vest“-Projekt aller beteiligten WissenschaftlerInnen erfasst Lungen- und Atemgeräusche von zunächst bettlägerigen BeatmungspatientInnen. Akustiksensoren sind in einer Textilweste integriert, die nach Herausnahme des elektronischen Zubehörs waschbar ist. Sie ist zudem atmungsaktiv, da aus Baumwolle gefertigt, und gut tragbar. Ärztinnen und Ärzten gelingt auf diese Weise mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die kontinuierliche Überwachung der Lungenfunktion mit Visualisierung aller Bereiche des Thorax, inklusive Geräusch-Vorauswahl. Die Messergebnisse erscheinen am Computer und werden nicht per Stethoskop geliefert, deshalb kann die Patientin/der Patient auch immer in stabiler Rückenlage statt Seitenlage bleiben. Eine Marktreife ist in gut drei bis fünf Jahren zu erwarten, dann könnte das sogenannte Clinical Grade Wearable auch in Schlaflaboren, Pflegeeinrichtungen und für Pneumologie-Schulungen zum Einsatz kommen.
Ein zweites Projekt im Bereich Clinical Grade Wearables mit Namen CardioTEXTIL wurde vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Dresden initiiert und befasst sich über denselben Zeitraum wie das erste Projekt mit der medizinischen Datenerfassung von koronaren und kardiovaskulären Herzkrankheiten Betroffener, die 24 Stunden 7 Tage in der Woche überwacht werden können. Das textile Gurtsystem, ähnlich wie eine Weste, arbeitet mit elektronischem Zubehör zur Überwachung der Herzfrequenz, der Herzratenvariabilität und selten auftretenden Arrhythmien. CardioTEXTIL kann als Ersatz des 24-Stunden-Holter-EKGs zum Einsatz kommen, muss aber nicht wie der Loop-Recorder implantiert werden, sondern wird in einer „EKG-Weste“ auf der Haut getragen. Die Bluetooth-taugliche-Weste verfügt dabei über eine einfache Bedienung, automatisierte Datenfernübertragung an eine ärztliche Aufsicht und diagnostiziert sicher. Dabei ist der Beobachtungszeitraum verlängert und Vor-Ort-Termine bei Ärzten können gekürzt werden. Denkbar ist die Smarte Technologie mit heute schon regem Interesse als PatientInnen-Monitoring, für Schlafscreenings und in der Leistungssport-Diagnostik.
Würden alle sensorischen Einheiten aus Atmung, Herzschlag und Hautleitwerten kombiniert, wären auch komplexere Krankheitsbilder diagnostizierbar, so die Zukunftsvision der an den Projekten beteiligten Forschenden.
Quelle: kma-online.de