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Mafiöse Strukturen in der ambulanten Intensivpflege? Dieser Vorwurf kommt nicht von irgendwem, sondern aus der Branche selbst. Nachdem der systematische Abrechnungsbetrug durch mehrere Pflegedienste bekannt wurde, mehren sich Schuldzuweisungen. Auch die Angehörigen würden zu Mittätern gemacht.

Wie die „Ärztezeitung“ am 4. Mai berichtet, ist besonders die ambulante Intensivpflege Ziel von kriminellen Machenschaften. Dies soll vor allem daran liegen, dass hier pro Patient jeden Monat Umsätze in fünfstelliger Höhe erwirtschaftet werden. Christoph Jaschke, Geschäftsführer der Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH, beobachtet laut „Ärztezeitung“ seit Jahren eine bestimmte Masche. Patienten, die auf ambulante Intensivpflege angewiesen sind, würden zunächst von den Pflegediensten ordnungsgemäß versorgt. Bals würde den Angehörigen eröffnet, dass die vereinbarten Leistungen nicht mehr in vollem Umfang erbracht werden könnten, es sei denn, die Verwandten springen selbst als Pfleger ein. Diese Arbeitszeit würde ihnen sogar „schwarz“ vergütet.

Um gegenüber der leistungserbringenden Krankenkasse den Schein zu wahren, lassen sich die Pflegedienste die Leistungsnachweise trotzdem weiterhin pauschal abzeichnen. Dies mache die Angehörigen und Patienten praktisch zu Mittätern, erklärt Jaschke gegenüber der „Ärztezeitung“. Diese Strukturen seien bekannt, worauf er auch schon seit Jahren hinweise. Doch bislang habe niemand reagiert. Das könnte sich durch den nun bekannt gewordenen Pflegeskandal ändern. Wie man Betrug den Riegel vorschieben kann, muss indes noch geklärt werden.

Kommentar: In der ambulanten Intensivpflege existieren bislang kaum gesetzlich festgeschriebene Regelungen. Das lockt einerseits Investoren an, die in dieser Branche lukrative Renditen wittern, andererseits haben auch Betrüger leichtes Spiel, wie der Bericht des Pflegedienestleiters Jaschke eindrücklich verdeutlicht. Dass hier aber letztendlich das Patientenwohl im Mittelpunkt stehen sollte, wurde in der aktuellen Diskussion noch wenig berücksichtigt. Zukünftige Regulationen der Branche dürfen auf keinen Fall auf deren Kosten erfolgen.

[ilink url=“http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/pflege/article/910693/pflege-unternehmer-klagt-missstaende-ambulanten-intensivpflege.html“] Link zur Quelle (Ärztezeitung)[/ilink]