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Ärzteschwemme oder Ärztemangel? Angesichts der aktuellen Berichterstattung könnte man meinen, dass zumindest gebietsweise die ärztliche Versorgung auf tönernen Füßen steht. Sich aber allein daran zu orientieren wäre der falsche Weg, denn tatsächlich gibt es in Deutschland deutlich zu viele Ärzte, zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Demnach bestehe ein deutliches Ungleichgewicht in der Verteilung von niedergelassenen Ärzten in der Stadt und auf dem Land. Während die Einwohner strukturschwacher Regionen nicht selten lange Anfahrtswege zur nächsten Praxis in Kauf nehmen müssen, herrscht in Städten nicht selten ein Überangebot. Insgesamt gebe es in Deutschland aber generell 34.000 Vertragsärzte zu viel, gemessen an den Bedarfsplanungsrichtlinien.

Pro 100.000 Einwohner in Deutschland praktizierten im vergangenen Jahr 451 Ärzte. Damit wurden bundesweit 48,5 Prozent mehr Mediziner gezählt als noch 1991. Im internationalen Vergleich steht Deutschland damit in Sachen Arztdichte an der Spitze. Dies trifft nicht nur auf Fachärzte zu, selbst im hausärztlichen Bereich sei ein Versorgungsgrad von bundesweit 110,4 Prozent festzustellen. Insgesamt seien 49 Prozent aller Planungskreise unterversorgt. Dabei zeigen sich allerdings zum Teil enorme regionale Unterschiede.

Kommentar: Die Untersuchung provozierte bereits Kritik von Seiten der Verbände. Laut „Ärztenachrichtendienst“ (änd) hält der Vorstandsvorsitzende der KV Sachsen, Dr. Klaus Heckemann, den Ärzteatlas für realitätsfern. Die Aussage, jede dritte hausärztliche Praxis sei überflüssig, stimme nicht mit der Versorgungsrealität überein. Solch formale Betrachtungen lehne die KV Sachsen generell ab. Sie halte es für besser, Medizinstudenten zu fördern, die einen Bezug zur Region haben und nach dem Studium in ihrer Heimat tätig werden. 

[ilink url=“http://www.wido.de/aerzteatlas2015.html“] Link zur Quelle (WIdO)[/ilink]