In Frankreich gibt es seit Kurzem, in ländlichen Gegenden, wie in dem kleinen Ort Saint Georges-Motel mit 880 EinwohnerInnen, statt einer klassischen Arztpraxis einen weißen Container, der mit einer Computer-Station und medizinischen Geräten ausgestattet ist. Auf diese Weise soll der Mangel an Ärztinnen und Ärzten ausgeglichen werden, weil 33 Prozent der französischen Bevölkerung unter einer schlechten ambulanten Versorgung leidet. Die Alternative sind demnach medizinische Einheiten, die „La Box Médicale“ heißen und begehbar sind. Zwölf Stück von diesen medizinischen Boxen gibt es landesweit, 100 sollen es bis Januar 2026 sein. Die Container enthalten alles, was für eine Erstdiagnose notwendig sein könnte: Dort sind Telekonsultationen per Computer-Bildschirm möglich, aber auch Untersuchungen mit medizinischen Instrumenten wie Blutdruckmessgerät, Oximeter, Dermatoskop, etc., die Patientinnen nach Anweisungen anwenden können. Zuvor müssen NutzerInnen allerdings telefonisch, online oder mittels QR-Codes auf dem Smartphone einen Termin in der Box buchen und die Krankenversicherungskarte einlesen lassen. Auch eine Rezeptausstellung kann in dem weißen Kasten aus Raum und Station vorgenommen werden. Bislang haben zwei bis drei Konsultationen pro Tag stattgefunden. Es gibt auch medizinische Hightech-Boxen, die so groß wie eine Telefonzelle sind, und in Apotheken stehen. Allerdings ist in keiner der einfach ausgestatteten Räume ein Wartezimmer vorhanden. Die Desinfektion im Anschluss an die Sitzung findet mit Hilfe von UV-C-Strahlen statt. 50.000 Euro Kosten entstehen, wenn eine medizinische Box bestellt wird, erklärt der Betriebsleiter Sébastien Touchais. 6.000 Euro Betriebskosten kommen jährlich noch hinzu. Kritik zu dem neuen Konzept kommt von Patientenverbänden und -vereinigungen, weil der Mehrwert der Box für viele zweifelhaft ist, aber auch zu wenig Nachsorge mit der Sitzung in der Box verbunden ist. Die Stationen müssten zudem an eine regionale Gesundheitsversorgungsstruktur angeschlossen sein, was bislang nicht der Fall ist.
Quelle: aerzteblatt.de