Seite wählen

Die Sensibilität für Homo-, Inter- und Transsexuelle muss weiter gesteigert werden, das ist insbesondere in der Altenpflege notwendig. Das Sozialministerium Rheinland-Pfalz (RLP) verweist auf den Landesaktionsplan „Rheinland-Pfalz unterm Regenbogen“, der sich für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender und Intersexuellen (LSBTTI) einsetzt. Negative Erfahrungen in der Vergangenheit halten ältere Menschen oftmals davon ab, sich bezüglich ihrer Sexualität zu öffnen. Manche weigern sich darum, Institutionen der Altenhilfe aufzusuchen. Viele trauen sich insbesondere im starken Abhängigkeitsverhältnis zwischen Pflegeperson und Bedürftigem nicht, über ihre Bedürfnisse zu sprechen und wählen den Rückzug.

Auch wenn die Akzeptanz andersartiger Lebensformen gesamtgesellschaftlich stark zugenommen hat, besteht noch immer Aufklärungsbedarf. In der Altenpflege sind LSBTTI bisher kaum ein Thema, obwohl einige der Pflegebedürftigen einer dieser Gruppen angehören. Laut dem Verein „QueerNet Rheinland-Pfalz“ leben rund 400.000 homo-, trans- oder intersexuelle Menschen in RLP, um die 80.000 davon sind über 65 Jahre alt. Dass ältere Menschen bisher keine bedürfnisgerechte Pflege erhalten, liegt laut dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) an der Tatsache, dass die Betroffenen nicht offen mit ihrer Lebenswelt umgehen können. Aus Angst vor Ausgrenzung, aus einem Wissensmangel der Pflegekräfte oder weil die Verständigung der Bewohner untereinander so nicht funktionieren kann.

Das HMSI hat 2010 in Kooperation mit dem Diakonischen Werk, der Landesseniorenvertretung, der hessischen Heimaufsicht sowie anderen Organisationen eine Broschüre zum Thema „Homosexualität und Alter – Informationen für Beschäftigte in der Altenpflege“ herausgegeben. Entabuisierung sei wichtig, heißt es dort. Beachtet werden sollte, dass es insbesondere im starken Abhängigkeitsverhältnis zwischen Fachkraft und Bewohner notwendig sei, dass es nicht zu Ablehnung oder Abschätzung käme. Auch eine offene Biografiearbeit ist ein wichtiger Bestandteil, da diese es den Betroffenen ermöglicht, über gleichgeschlechtliche oder andere Beziehungen zu sprechen. Die Einbeziehung von auf die anfallenden Themen spezialisierten Gruppen sollte ebenfalls in Betracht gezogen werden.

 Kommentar: Eine Anfang 2015 in Österreich veröffentlichte Studie des Instituts für empirische Sozialforschung (Ifes) hat sich mit dem Thema „Wohnen, Pflege und Betreuung im Alter bei Homosexuellen und Transgender“ beschäftigt. Dabei wurde herausgestellt, dass sich die Betroffenen kein ausschließlich für sie angebotenes Betreuungskonzept wünschen. Größtenteils möchten sie in der häuslichen Umgebung betreut werden oder in einer Einrichtung leben, die auf das Thema sensibilisiert wurde. Ein offenes Klima sei wichtig sowie eine diskriminierungsfreie, respektvolle und wertschätzende Pflege. Die Stadt Wien hat zur Gewährleistung bereits ein Pilotseminar für Pflegepersonal ins Leben gerufen: Pflege unter dem Regenbogen soll die Fachkräfte schulen und so den Betroffenen ein Altern in Würde ermöglichen.

[ilink url=“http://www.altenpflege-online.net/Infopool/Nachrichten/Altenpflege-Ruf-nach-mehr-Sensibilitaet-fuer-Homo-oder-Transsexuelle“] Link zur Quelle (Altenpflege Online)[/ilink]