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Videospiele schaffen langsam den Sprung aus der Unterhaltungssparte in die Medizin- Das beweist die Entwicklung des Spiels „Dig Rush“ des Spiele-Publishers Ubisoft. Das Spiel wurde speziell zur Behandlung von Amblyopie entwickelt. Die Entwickler versprechen eine komfortablere Therapie, bei der Patienten durch Erfolgserlebnisse motiviert werden.

Fast jeder kennt den Anblick: Kleine Kinder, denen ein Auge mit einem Pflaster abgeklebt wurde. Sie haben sich nicht am Auge verletzt, sondern leiden an Amblyopie, der so genannten Schwachsichtigkeit. Um das schwache Auge stärker zu fördern, wird das korrekt sehende Auge abgedeckt, man spricht hier von Okklusion. Darüber hinaus existieren so genannte Sehschulen, in denen das binokulare Sehen durch Muskeltraining der äußeren Augenmuskulatur oder visuelle Übungen gefördert werden soll. Hierbei sind sehr häufige Wiederholungen nötig, um einen Effekt zu bewirken. Die evidenzbasierte Medizin lehnt Sehschulen aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Nachweise ab.

Bald schon könnte Betroffenen eine weitere Alternative zur stigmatisierenden Okklusion zur Verfügung stehen. Ubisoft entwickelt gemeinsam mit dem Projektpartner Amblyotech das Spiel „Dig Rush“, mit dem Patienten sowohl das schwache als auch das normalsichtige Auge trainieren können. Dies wird mithilfe von verschiedenen Kontraststärken von Blau und Rot ermöglicht, die durch eine stereoskopische Brille gesehen werden. Die Einstellungen des Spiels können individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden. Gleichzeitig werden die Fortschritte der Patienten im Verlauf der Therapie sichtbar. Eine offizielle Freigabe von Seiten der FDA steht noch aus. Sobald diese erteilt ist, soll die Behandlung weltweit zur Verfügung stehen, so die Projektbeteiligten.

Kommentar: Amblyopie bzw. Schwachsichtigkeit kommt besonders häufig bei Kindern bis zu einem Alter von zehn Jahren vor. Bei länger dauernder Erkrankung ist die Amblyopie häufig irreversibel, so dass eine frühe Therapie geboten ist. Je früher therapiert wird, desto größer sind die Chancen der Patienten, eine Normalsichtigkeit zu erlangen. Die Okklusion eines Auges kann allerdings zu sozialer Stigmatisierung führen und wird daher oft nicht konsequent genug angewendet, was den Therapieerfolg gefährdet.

 

Link zur Quelle (Ubisoft)