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Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) haben im Moment bundesweit ausreichend Arbeit, denn seit kurzer Zeit wird zielgerichtet nach Coronavirus-Mutationen gefahndet. Fünf bis zehn Prozent aller Neuinfektionen werden auf diese Weise nach der britischen Variante B.1.1.7. und nach der südafrikanischen Variante B.1.3 Variante des Virus mit Hilfe von speziell ausgerichteten PCR-Untersuchungsmethoden oder aber Vollgenomsequenzierungen durchforstet. Dabei treten die mutierten Viren häufig in Clustern auf, das heißt, dass Menschen aus Infektionsherden sich gegenseitig mit dem Virus anstecken, was die Statistik ein wenig verfälscht.  

Sogenannte Vollgenomsequenzierungen, aufwendige gezielte Testungen auf Corona-Mutanten aus Großbritannien und Südafrika, aber auch aus Brasilien dauern lange, etwa eine Woche insgesamt, wie Hendrik Borucki vom privaten Labor Bioscientia mit Sitz in Ingelheim erklärt. Medizinisch-Technische-AssistentInnen schaffen pro Tag 96 Proben, die sie für die automatische Analyse in 1,6 Millionen teuren Sequenzier-Automaten vorbereiten. 1.500 Coronavirus-Proben können auf diese Weise in einer Woche abgearbeitet werden, weil der Automat 30.000 Bausteine eines einzigen Virusgenoms analysieren muss. Die Bausteine sind aber zu lang, sodass sie in 250er Fragmente zerlegt werden müssen. Dabei müssen sie noch markiert und biochemisch an ein Platte gebunden werden. Für die vollautomatische Sequenzierung vergehen dann nochmals 26 Stunden, bis das Ergebnis vorliegt, nachdem die genaue Abfolge der Basenpaare der Virus-RNA (Desoxyribonukleinsäure) Auskunft über eine mögliche Virus-Mutation gibt. Bio-Informatiker müssen sie anschließend nur noch mit Referenz-Sequenzen der Viren, die schon in der Datenbank gespeichert sind, vergleichen. Fällt die Genom-Sequenzierung der Basenpaare dann anders aus, kann man zu 100 Prozent sagen, dass eine Virus-Variante der drei oben beschriebenen Länder vorliegt.  

Der letztlich flächendeckende Überblick über Virus-Mutationen verschafft Virologen Klarheit über die Verteilung und über mögliche Neuinfektionen, die sich viel schneller ausbreiten können. Das Robert-Koch-Institut (RKI) wird dazu in Kürze einen Bericht veröffentlichen.  

Quelle: pharmazeutische.zeitung.de