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Wissenschaftler des „Dominantly Inherited Alzheimer Network“ (DIAN) um Stephen Salloway haben in einer langjährig angelegten Beobachtungsstudie an 144 Alzheimer-Patienten mit familiärer Erkrankung herausgefunden, dass rekombinante Antikörper (Gantenerumab und Solanezumab) den kognitiven Verfall der Patienten wahrscheinlich nicht stoppen oder verhindern können. Da die Manifestation der erblichen Variante der Krankheit, einer speziellen Form der Alzheimer Erkrankung mit Namen DIAD bereits in jungen Jahren auftritt, aber nur ein Prozent wirklich daran erkrankt, obwohl eine genetische Prädisposition vorliegt, haben Forscher die Vorteile der Alzheimer-Antikörpertherapie versucht zu ermitteln:  

Die Studienergebnisse, der bereits seit 2008 laufenden Analyse, sind allerdings ernüchternd. Die Auswertung der Phase II-III-Studie ergab, dass weder Gantenerumab (Roche) noch Solanezumab (Eli Lilly) richtig wirksam sind. Das Beta-Amyloid in den Senilen Plaques im Gehirn der Patienten konnte zwar von dem Wirkstoff Gantenerumab reduziert werden – auch andere Eiweißablagerungen wie Tau-Proteine – allerdings sind wahrscheinlich höhere Dosen und ein sehr frühes Krankheitsstadium notwendig, damit man die dominant familiäre Demenzerkrankung behandeln kann. Beta-Amyloide, spezielle Proteine, gelten nämlich als Hauptauslöser der Krankheit.  

Die Teilnehmer der Studie waren 144 Betroffene, von denen jeweils 52 mit den rekombinanten Antikörpern Gantenerumab und Solanezumab behandelt wurden. Der Rest der Patienten, 40 an der Zahl, erhielt nur ein Placebo über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren. Das Ziel der Therapie mit den beiden gentechnologisch modifizierten Antikörpern, die als Proteine eine immunologische Aktivität zeigen, ist es, die kognitiven Parameter im ersten Schritt auszuloten. Im zweiten Schritt werden dann Änderungen der nachgeschalteten Biomarker durch Monitoring erfasst. Das Spektrum reicht dabei von klinischen und kognitiven Parametern über bildgebende und biochemische.  

Das Fazit der Studie ist bislang, dass der Krankheitsverlauf der genetischen Variante der Alzheimer Erkrankung momentan noch nicht verlangsamt oder verhindert werden kann.  

Das ganze Potenzial von Gantenerumab ist aber abschließend noch nicht geklärt, weil der Wirkstoff in bildgebenden Verfahren in der Gantenerumab-Gruppe Amyloid-bezogene Anomalien wie Ödeme in 19,2 Prozent der Fälle zeigte. Viele Patienten zeigen allerdings lange Zeit keine Symptome, das heißt, sie sind asymptomatisch, haben aber bereits Ablagerungen im Gehirn, sodass Experten höhere Dosen über einen noch längeren Zeitraum in Erwägung ziehen.  

Quelle: Pharmazeutische Zeitung