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Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, abgekürzt WldO, hat ergeben, dass es mit der Gesundheitsversorgung in Pflegeheimen nicht zum Besten steht; teilweise gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede. Ausgewertet für die Analyse wurden anonymisierte Abrechnungsdaten von 232.000 Versicherten, die 2015 in 5.600 Heimen untergebracht waren. Insgesamt wurden sechs ausgewählte Kennzeichen untersucht. Zu den Kennzahlen gehörte beispielsweise der Dekubitus, Psychopharmaka-Verordnungen, Krankenhaus-Einweisungen sowie die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen. Einige Heime zeigten besonders viele Auffälligkeiten. So gab es bei einem Viertel aller Heimaufenthalte besonders viele Fälle von Dekubitus; zwölf von 100 ältere Menschen waren von Wundliegen und ihren Folgen betroffen. Im besten Viertel der Bewertung kam man auf nur vier Fälle pro 100 Heimbewohner. Für die WdlO-Pflegeforscherin Antje Schwinger zum Teil klare Fälle unterlassener Dekubitusvorbeugung durch Probleme bei der Umlagerung der Patienten; dies sei oft vermeidbar, doch sie räumt auch ein, dass es auch Risikopatienten gebe. Auch bei den Verordnungen kritischer Medikamente wie zum Beispiel Psychopharmaka zeigen sich in 25 Prozent der Heime Auffälligkeiten, darauf wies auch schon der AOK-Pflege-Report 2017 hin. Laut Statistik bekamen in diesen Heimen alle Heimbewohner mit Demenz in zwei Quartalen ein Antipsychotikum. Bei den Einweisungen in Krankenhäuser fiel die Analyse noch schlechter aus. Im auffälligsten Viertel der Heime mussten von 100 Bewohnern 42 ins Krankenhaus eingewiesen werden; für die Pflegeforscherin zum großen Teil vermeidbare Einweisungen. In den Heimen, die bei dieser Kennzahl besser abschnitten, waren es auch noch 22 Einweisungen pro 100 Heimbewohner. Auch Harnwegsinfektionen wurden untersucht. Auch hier kam die Analyse zu der Schlussfolgerung, dass auch Mängel bei der Hygiene zu erkennen sind. Erschreckend ist auch die Tatsache, dass in fast 20 Prozent aller Heime drei von sechs Kennzahlen durch Probleme auffielen. Die WdlO-Pflegeforscherin fordert daher mehr Transparenz bei der Versorgung durch routinemäßig erhobene Pflegedaten und eine Analyse der Defizite, um die Qualität in der Pflege auch langfristig zu sichern.

Quelle: Ärztezeitung