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Auch in den kommenden drei Jahren wird mit steigenden Zusatzbeiträgen der gesetzlichen Krankenversicherer (GKV) zu rechnen sein, davor warnte der Vorstandsvorsitzende des AOK Bundesverbandes Martin Litsch bei einem Gespräch mit der „Bild“-Zeitung. Zum Jahreswechsel hatte es einen durchschnittlichen Anstieg des ausschließlich vom Arbeitnehmer zu entrichtenden Beitrages um 0,2 Prozentpunkte gegeben. Eine ähnliche Erhöhung erwartet Litsch auch für 2017.

Die Mehrausgaben der GKV belaufen sich bis zum Ende der Legislaturperiode durch die angestoßenen Reformen auf etwa 40 Milliarden Euro. „Das ist so viel wie nie“, so Litsch. Trotz guter wirtschaftlicher Lage und robustem Arbeitsmarkt würden die Krankenkassen auf absehbare Zeit wieder ins Minus rutschen. Seit Jahren läge der Anstieg bei den Ausgaben um anderthalb bis zwei Prozentpunkte höher als der der Einnahmen. „Wenn hier nicht endlich mit richtigen Strukturreformen gegengesteuert wird, ist in den Jahren 2018 und 2019 mit ähnlichen Erhöhungen zu rechnen.“

Eine Nachbesserung im ambulanten sowie im stationären Bereich sei notwendig, so Litsch. Zusätzliche zehn Milliarden Euro sollen in den Klinikbereich fließen – ob dies zu qualitativen und strukturellen Verbesserungen führe, sei aber unklar. Außerdem seien viele Leistungen, die bisher stationär erfolgten, in den ambulanten Bereich verlegt worden. „Die Zahl der Kliniken beziehungsweise Klinikabteilungen ist aber bisher nicht entsprechend gesunken“, meint der AOK-Vorstand.

Ein Sprecher von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) meinte, dass konkrete Prognosen erst im Oktober festgelegt werden würden. Aber „auch wir gehen von einem moderaten Preisanstieg aus“. Dies sei laut seiner Aussage aber nicht auf steigende Ausgaben für Arzneimittel zurückzuführen. Hier seien die Kosten zuletzt relativ konstant geblieben.

 Kommentar: 2015 erwirtschafteten die GKV ein Minus von 1,14 Milliarden Euro. Einnahmen von rund 212,42 Milliarden Euro standen Ausgaben von 213,56 Milliarden Euro gegenüber. Gröhe sah die Ursache in den gedrosselten Zusatzbeiträgen und sprach dennoch von einer guten Finanzlage der Kassen. Die Rücklagen beliefen sich auf 24,5 Milliarden Euro. Diese seien jedoch sehr unterschiedlich unter den Kassen verteilt, meinte eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes. Um faire Wettbewerbsbedingungen herzustellen, müsste der Finanzausgleich gesetzlich nachgebessert werden.

[ilink url=“http://www.aok-bv.de/politik/reformaktuell/index_16163.html“] Link zur Quelle (AOK-Bundesverband)[/ilink]