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Das von der AOK geschaffene und in Eigenregie geführte Krankenhausranking wirft Fragen auf. Der Qualitätscheck soll im Sinne der Patieten vor allem auch die Krankenhäuser mit den meisten Komplikationen ausfindig machen. Die AOK bedient sich bei der bildlichen Darstellung der Qualitätsskala dem Symbol eines Lebensbaums. Kliniken, bei denen beispielsweise bei jeder achten Blinddarm-Operation Komplikationen auftreten, obwohl es statistisch nur halb so viele sein dürften, wären dabei auf einem unteren Qualitätsniveau anzusiedeln. Dennoch kommen sie bei der AOK im wahrsten Sinne des Wortes noch auf einen grünen Zweig. Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, rechtfertigt die Form der Kategorisierung bei Vorstellung der Ergebnisse der fünften „Qualitätsmessung mit Routinedaten“ von 64 500 OP-Patienten damit, dass man niemanden gegeneinander ausspielen wolle.

Stattdessen verschickte die AOK Nordwest am Mittwoch nur eine Auflistung der überdurchschnittlich guten Krankenhäuser in Westfalen-Lippe. Online finden sich jedoch auch für Westfalen die Kliniken, die beim Qualitätscheck schlecht abgeschnitten haben, obwohl die Internetseite, auf die der AOK-Krankenhausnavigator führt, www.weisse-liste.krankenhaus.aok.de heißt und sich damit einer ausschließlich positivierten Ausdrucksweise bedient. Als Wittener kann man sich beispielsweise im Umkreis von fünf Kilometern gut, durchschnittlich oder schlecht ein künstliches Knie einsetzen lassen. Dabei entfallen auf das „Gut“ drei Lebensbäume. Dem Interessierten muss sich also mit einem gewissen Interpretationsspielraum zufrieden geben, zumal die Beurteilung eines Krankenhauses durch seine Patienten nichts mit den Ergebnissen der AOK-Statistiker zu tun hat. Bei Kliniken mit vielen Komplikationen ist etwa auch zu berücksichtigen, wie weit dies mit besonderen Risikofaktoren der Patienten zutun hat.

Die AOK Rheinland hat zudem festgestellt, dass erfahrene Kliniken mit hohen Fallzahlen in einem bestimmten Bereich dort auch bessere Ergebnisse erzielen. Bei ihr schneiden des Weiteren die privat betriebenen Helios-Kliniken häufig schlecht ab, ebenso wie das renommierte Essener Krupp-Krankenhaus. Dagegen tauchen manche Kliniken sogar mehrfach in den Top-20-Prozent auf. So zum Beispiel das St. Martinus-Hospital in Olpe und die verschiedenen Standorte des Katholischen Klinikums in Essen, die wiederum aber auch einzelne Negativergebnisse erzielen. Scheinbar ist das Ranking der AOK sehr einzelfallbezogen.

Kommentar: Die Praxis der Auswertung der Qualitätsmerkmale und die verschiedenen Ansätze der AOK-Landesverbände lassen leider an der Aussagekraft der Krankenhausbewertung zweifeln. Zwar ist die Einstellung der AOK lobenswert, möglichst neutral und ohne das Risiko einer Stimmungsmache bewerten zu wollen und aus diesem Grund wertbildende Faktoren einzelfallbezogen zu berücksichtigen. Die Frage ist aber, welcher Nutzen sich dann aus dem Ranking für (potenzielle) Patienten ergeben soll. Im Zuge der Gesundheitsreform soll das Qualitätsmanagement in Krankenhäusern ohnehin verbessert werden. Gerade erst sind Online-Tools vorgestellt worden, die den Krankenhäusern eine bessere Selbstkontrolle ermöglichen sollen. Es wird sich zeigen, wie Angebote dieser Art von den Krankenhäusern angenommen werden und Qualitätschecks durch Dritte überflüssig machen. 

[ilink url=“http://www.derwesten.de/region/rhein_ruhr/der-grosse-krankenhausvergleich-der-aok-bleibt-unscharf-id9938086.html#“] Link zur Quelle (Der Westen)[/ilink]