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Die Plattform Life Sciences hat ein Interview mit Philipp von Hammerstein geführt, der bei Gimv Health & Care, einer europäischen Investmentgesellschaft, arbeitet und den Wandel im deutschen Gesundheitssystem durch die Unterstützung von Investoren beurteilen kann. Aus der Investoren-Befragung geht hervor, dass von Hammerstein auf jeden Fall Private Equity-Investoren begrüßt, die vor allem in der Forschungsfinanzierung von Wirkstoffen willkommen sind. Wird der Patentschutz dieser Wirkstoffe aufgehoben, ziehen sich Investoren durch Ausbleiben des wirtschaftlichen Erfolges zurück. Ein Patentschutz im Falle des Covid-19-Impfstoffes hat dazu geführt, dass Investoren in die Entwicklung investiert haben.  

Hammerstein als Experte von Gimv beurteilt alle Venture Capital-Investoren in allen Bereichen des Gesundheitswesens, auch im Sektor Medizintechnik und Healthcare, zunächst als perspektivisch positiv. Allerdings gibt er auch zu, dass Geldgeber dieser Art oft keinen guten Ruf genießen. Das hat sich aber auch geändert, denn hohe Qualitätsstandards sind ein Muss für das Investment, sowie die Bereitschaft der Patienten zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen (Compliance-Richtlinien). Auch die Corporate Governance, die Grundsätze zur Führung eines Unternehmens in Deutschland, müssen stimmen, erklärt von Hammerstein, der auch für regulatorische Standards und ethische Grundsätze im Gesundheitswesen plädiert und nicht nur für das „schnelle Geld“.  

Trotzdem ist die Rendite-Diskussion in Bezug auf die Arbeit von Investoren in Deutschland groß. Allerdings geht aber auch die Zufriedenheit von Patienten bedingt durch Strukturen und medizinischer Qualität über alles. Vergütung und Leistung stehen daher aber keinesfalls in einem Widerspruch. Der Zielkonflikt, der unzutreffend verbreitet wird, dass Rendite und Qualität sich widersprechen, ist auch nicht existent, das jedenfalls meint der Experte von Hammerstein. Private Equity (PE) bringt Veränderungsprozesse in Gang, die ohne große Investitionen nicht möglich wären, aber nötig sind, erklärt er. Die Behandlung von Patienten wird durch Veränderungsprozesse aber kaum besser, wohl aber der Nutzen Mehrwert für Patienten. In größeren Strukturen können beispielsweise Spezialisten besser etabliert werden, sodass durch PE abgestufte, integrierte Versorgungen auch nur in größeren Strukturen machbar sind; anders als in einer fragmentierten Marktstruktur.  

Eine Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit von Gesundheitssystemen durch Konsolidierung führt auch zu einer qualitativ hochwertigen und verfügbaren medizinischen Versorgung. Als Beispiele nannte von Hammerstein im Interview beispielsweise ambulante Augen-OPs oder den Bereich der Radiologie, der durch Investoren Auslastung und Geschwindigkeit mit sich bringt, weil Investitionen in große moderne Geräte durch einzelne Ärzte finanziell gar nicht machbar wären. 

Quelle: goingpublic.de