Die zweitgrößte gesetzliche Krankenkasse strukturiert im großen Stil um und will mittelfristig 3.500 Stellen (insgesamt: 15.000 Beschäftigte) einsparen. Die Zahl der Geschäftsstellen soll halbiert werden und von 800 auf etwa 400 sinken. Der Service soll aber nach Angaben der Barmer GEK nicht leiden. Befragungen von Versicherten hätten ergeben, dass die bevorzugten Kommunikationskanäle Telefon- und Onlineservices sind. Ein entsprechendes Konzept des Vorstands sei laut Informationen des WDR am Freitag vom Verwaltungsrat abgesegnet worden.
Die Barmer GEK, in Person des Vorstandsvorsitzenden Christoph Straub, ist bemüht die Pläne in das richtige Licht zu rücken: „Das ist kein Sparprogramm, sondern wir verändern uns mit dem Trend der Zeit.“ Es gehe darum, das Unternehmen im Interesse der Kunden zu verändern. Ziel des Konzept seien jährliche Einsparungen in Höhe von 250 bis 300 Mio. Euro. Mit 6,7 Mio. zahlenden Mitgliedern ist die Barmer GEK ein Schwergewicht der Kassenlandschaft. Allerdings hat die 2010 fusionierte Kasse im Januar diesen Jahres ihre einstige Spitzenposition an die Techniker Krankenkasse abgetreten.
Angesichts des steigenden Wettbewerbsdruck in der GKV, erscheint der Schritt der Barmer GEK nachvollziehbar, wenn auch schmerzhaft für rund ein Viertel der Beschäftigten der Krankenversicherung. Um im Wettbewerb um Mitglieder künftig konkurreznfähig zu bleiben, wird vor dem Hintergrund drohender Finanzprobleme das entscheidende Kriterium neben dem Leistungsangebot die Höhe des einkommensabhängigen Zusatzbeitrages sein. Wegen steigender Ausgaben rechnen Experten mit Zusatzbeiträgen von mindestens 1,5 Prozent des Einkommens. Die Krankenkassen, die aufgrund ihrer Finanzen einen überdurchschnittlichen hohen Zusatzbeitrag verlangen, werden Gefahr laufen deutlich an Mitglieder zu verlieren. Zwar waren nach den jüngst veröffentlichten Zahlen aufgrund der anhaltend guten konjunkturelle Lage mehr noch nie so viele Bürger Mitglied einer Krankenkassse. Dennoch verloren haben längst nicht alle Krankenkassen an diesem positiven Trend teilgehabt . Knapp die Hälfte der GKven musste auf Jahressicht einen Mitgliederrückgang hinnehmen.
Da neben der Barmer GEK auch andere Kassen diesen Wettbewerbsnachteil befürchten könnten, ist es wahrscheinlich das weitere Kostenträger nachziehen und ihrerseits die Verwaltungskosten senken wollen. Auch die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) mit Sitz in Hannover hat Ende 2013 ein Sparprogramm vorgestellt, dass jedem zehnten Mitarbeiter den Job kostet. Die 13 Regionalzentren sollen auf acht reduziert werden, die Service-Zentren sollen vor allem in den Ballungszentren von 110 auf 75 verringert werden. Auch hier das Argument, dass insbesondere junge Versicherte die Beratung über das Internet präferieren. Auch wenn aktuell noch einige Krankenkasse Prämien an ihre Versicherten zurückzahlen darf man gespannt sein, welche Krankenkassen der Barmer GEK und der KKH nachziehen werden. Denn letztendlich dürfte die negative Presse, die ein Stellenabbau mit sich bringt, im Vergleich zu einem existenzbedrohenden Mitgliederschwund in Zeiten hoher Zusatzbeiträge für eine Krankenkasse leicht zu vertragen sein.