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In Deutschland sind rund 70 Mio. Einwohner gesetzlich krankenversichert, das entspricht rund 90 Prozent der Bevölkerung. Auf sie kommt in den nächsten drei Jahren eine deutliche Erhöhung der Zusatzbeiträge zu, so prognostiziert die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. Neben der steigenden finanziellen Belastung werden sich die Versicherten aber auch auf eingeschränkte Auswahlmöglichkeiten und einen schrumpfenden Leistungskatalog einstellen müssen.

Die BDO Krankenkassenstudie 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass sich die von den Versicherten getragenen Zusatzbeiträge in den kommenden drei Jahren gegenüber 2015 voraussichtlich verdoppeln werden. Auch der aktuell gültige Einheitsbetrag von derzeit 14,6 Prozent könnte angehoben haben, dies allerdings auch möglicherweise zu Lasten der Arbeitgeber.

Parwäz Rafiqpoor, BDO-Vorstansmitglied, schätzt: „Eingeleitete und bevorstehende Reformen sowie die demografische Entwicklung werde zu erheblichen Ausgabensteigerungen führen. Wenn keine Subventionierung durch den Bundeshaushalt erfolgt, können diese bis zu 40 Mrd. Euro nur durch entsprechende Zusatzbeiträge gedeckt werden. Und besonders die kleinen Kassen werden dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten.“

Die Wirtschaftsprüfer sehen derzeit nur ein wirksames Gegenmittel: Den Leistungskatalog deutlich einschneiden. In zehn bis zwanzig Jahren sei dieser Schritt unumgänglich so BDO. Auch könne nicht dauerhaft jede Gesundheitsleistung in der Fläche oder auf dem Land angeboten werden. Müssen sich die Bewohner in ländlichen Regionen nun Sorgen um ihre Gesundheitsversorgung machen oder in Städte umziehen? Rafiqpoor gibt Entwarnung: „Hier bieten jedoch die fortschreitende Digitalisierung und besonders telemedizinische Anwendungen große Chancen, die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen.

Kommentar: Langfristig werde aufgrund des steigenden Finanzdrucks die Zahl der Kassen weiter zurückgehen. Mittel- bis langfristig könnte sich die Zahl um ein Fünftel, möglicherweise sogar um ein Drittel reduzieren. Zwischen 1970 und 1990 sank die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen von 1.815 auf 11.47. Die Talfahrt geht seither weiter: Im Jahr 2000 konnten gesetzlich Versicherte in Deutschland noch zwischen 420 Kassen wählen, aktuell (Stand Januar 2016) existieren nur noch 118 Kassen.

Selten verschwinden Kassen einfach vom Markt – in der Regel entscheiden sich die Krankenkassen für eine Fusion mit einer oder mehreren anderen Kassen, um sich dadurch im Gesundheitsmarkt besser aufzustellen. So können größere Kassen deutlich besser mit Ärzten, Krankenhäusern und der Pharmaindustrie verhandeln als kleinere Kassen und damit deutlich günstigere Preise erzielen.

[ilink url=“https://www.bdo.de/de-de/news/2016/bdo-krankenkassenstudie-2015-verdoppelung-zusatzb“] Link zur Quelle (BDO)[/ilink]