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Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung besagt, dass es in Deutschland viel zu viele vor allem kleine Krankenhäuser mit im Durchschnitt unter 300 Betten gibt. Dies soll sich laut der Analyse aber nicht rechnen. 2017 schrieben ein Drittel aller Krankenhäuser rote Zahlen. Die Fachleute der Bertelsmann-Studie gehen davon aus, dass nur 600 der zur Zeit knapp 1.400 Kliniken überleben werden und müssen, da die Patientenversorgung in kleineren Krankenhäusern durch Komplikationen oder sogar Todesfälle gefährdet ist. Kleinere Krankenhäuser haben oft keine Fachabteilungen mit Facharztstellen rund um die Uhr. Sie verfügen auch nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung, um Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle angemessen zu behandeln. Eine drastische Reduzierung der Krankenhäuser und eine Bündelung des Personals, der Ausstattung und anderer Faktoren würde zum Patientenwohl ungemein beitragen, so das Resümee der Experten. Eine Fallstudie zeigt beispielsweise, dass die Region Köln/Leverkusen mit 14 statt derzeit 38 Kliniken auskommen würde und dass auch die ländlichen Regionen keine größeren Anfahrtswege in Kauf nehmen müssten. Der Vorteil von größeren Kliniken mit einer etwas schlechteren Erreichbarkeit ist aber ganz eindeutig die bessere Versorgung von Notfall-Patienten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will jedoch 120 Krankenhäuser der ländlichen Räume mit einer Finanzspritze von jeweils 400.000 Euro stärken, weil „das Krankenhaus vor Ort für viele Bürger ein Stück Heimat“ bedeutet. Fachleute halten dieses Vorgehen für kontraproduktiv, da Gelder, wie diese von insgesamt 48 Millionen Euro, besser in etwa 50 Unikliniken mit durchschnittlich 1.300 Betten und Versorgungskrankenhäuser mit im Durchschnitt 600 Betten zu investieren sind. Auch die Engpässe beim Personal könnten durch Schaffung einer neuen Krankenhausstruktur nach dem Vorschlag der Bertelsmann-Analyse weitgehend behoben werden. 

Stern.de