Seite wählen

Ein Metallimplantat von der Größe eines Streichholzes könnte in Zukunft zahlreichen gelähmten Menschen wieder mehr Mobilität ermöglichen – mit der Kraft ihrer Gedanken. Was wie Science Fiction klingt, könnte schon in naher Zukunft Realität werden.

Ein Team aus Neurowissenschaftlern, Ärzten, Chirurgen und Ingenieuren der University of Melbourne  entwickelt derzeit eine Methode, mit der drahtlos ein Exoskelett gesteuert werden soll. Dafür wird eine Stent-Elektrode („Stentrode“) von der Größe eines Streichholzes minimalinvasiv über Blutgefäße im Motor-Kortex des Gehirns platziert und erfasst dort Bewegungsimpulse, die an das Exoskelett weitergeleitet werden. Der Träger muss also nur daran denken zu gehen, und schon setzt sich das Exoskelett in Bewegung – so die Vision der Forscher. Dieses Interface zwischen Gehirn und Maschine unterscheidet sich dabei nicht wesentlich von heutigen Herzschrittmachern.

Durch die Methode wird eine aufwändige, komplexe Operation am Gehirn überflüssig. Für den Patienten ist die Methode damit deutlich schonender, auch das Infektionsrisiko deutlich geringer. „Diese Technologie ist wirklich aufregend. Zum ersten Mal sind wir in der Lage, ein Gerät zu demonstrieren und zu entwickeln, das ohne eine große Operation implantiert werden kann und dauerhaft die Gehirnaktivität misst,“ erklärt der am Projekt beteiligte Wissenschaftler Prof. Terry O’Brien. „Den größten Nutzen ziehen Menschen daraus, die aufgrund eines Schlaganfalls oder einer Rückenmarksverletzung gelähmt sind. Es ist einfach und nicht-invasiv und viel sicherer für die Patienten.“ Die Forscher hoffen, schon 2017 erste Tests an Probanden durchführen zu können.

Kommentar: Auch kommerzielle Unternehmen forschen bereits auf dem Gebiet der gedankengesteuerten Prothetik.  Jüngst gingen die Branchenriesen Ottobock und Össur eine Forschungskooperation ein, um die Entwicklung dieser innovativen Steuerung voranzutreiben. Wer auch immer das Rennen um das erste marktreife System gewinnen mag: Eine derartige Entwicklung wäre ein Meilenstein in der Versorgung von gelähmten Menschen.

[ilink url=“https://pursuit.unimelb.edu.au/articles/moving-with-the-power-of-thought“] Link zur Quelle (University of Melbourne)[/ilink]