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Prothesen leisten heute deutlich mehr als noch vor einigen Jahrzehnten. Nun kommt noch eine Fähigkeit hinzu: Eine künstliche, bionische Fingerkuppe ist in der Lage, unterschiedliche Texturen einer Oberfläche zu erkennen. Bekommen Prothesen nun richtiges „Fingerspitzengefühl“?

Italienische und Schweizer Forscher wollen Amputierten verloren geglaubtes Tastgefühl zurückgeben. Jetzt konnten sie erste Erfolge verzeichnen: Eine von den Forschern entwickelte künstliche Fingerkuppe konnte in Tests raue von glatten Oberflächen unterscheiden. Dies funktioniert über das sogenannte „Micro Electro Mechanical System“ (MEMS), das aus vier piezoelektrischen Drucksensoren besteht. Sie werden beim Streifen über eine Oberfläche aktiviert, die so produzierten elektrischen Signale anschließend an einen Computer gesendet. Dieser errechnet daraus Nervenimpulse, die über eine Elektrode im Oberarm des Patienten an den Medianusnerv übermittelt werden. Im Gehirn der Probanden konnte daraus ein täuschend echtes Tastgefühl simuliert werden.

Den Probanden wurden die Elektroden bereits wieder entfernt, die Forscher sind jedoch zuversichtlich, dass sich das System auch in der Langzeitanwendung erfolgreich zeigen wird. Die Entwicklung resultiert aus einem früheren Forschungsprojekt, bei dem ein Proband immerhin schon mit der Prothese zwischen einer weichen Tomate und einer harten Kugel unterscheiden konnte. Die Ergebnisse der Studie werden in der aktuellen Ausgabe des Magazins „eLife“ vorgestellt.

Kommentar: Die Weiterentwicklung von Prothesen verläuft exponentiell. Während es früher schwierig war, einigermaßen natürliche Bewegungsabläufe mit den Hilfsmitteln auszuführen, handelt es sich bei modernen Prothesen um High-Tech-Geräte. Das hier vorgestellte Projekt verdeutlicht einmal wieder die Möglichkeiten, die aus der Verbindung von Prothesen über Interfaces mit Nerven und Muskeln entstehen.

[ilink url=“https://elifesciences.org/content/5/e09148v2″] Link zur Quelle (eLife)[/ilink]