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Der Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland (BNHO) spricht sich für eine Stärkung der niedergelassenen freiberuflichen Fachärzten hinsichtlich der ambulanten medikamentösen Therapie von Krebspatienten aus. Diese sei durch den Verdrängungswettbewerb von Seiten der Krankenhäuser gefährdet. Die laut BNHO bewährten Versorgungsstrukturen fielen damit letztendlich Sparbemühungen des Gesetzgebers zum Opfer, so der Verband. Die Forderung: Therapieentscheidungen dürfen nicht von ökonomischen Interessen beeinflusst werden.

Anlass der Debatte ist eine vom BNHO in Auftrag gegebene Studie zur onkologischen Versorgung im ambulanten und stationären Bereich. Die von Dice Consult durchgeführte Studie „Wettbewerb in der ambulanten onkologischen Versorgung – Analyse und Reformansätze“ konstatiert ambulant tätigen Fachärzten erhebliche Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu Krankenhäusern. Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), stellte klar, „dass wir Niedergelassene den Wettbewerb nicht scheuen, aber man muss uns seitens der Politik die gleichen Möglichkeiten einräumen wie den Kliniken.“ Eine intensive Zusammenarbeit von Niedergelassenen und Kliniken sei wünschenswert und für Patienten auch notwendig. Daher sollte die Kooperation der beiden Sektoren intensiviert werden. Dafür mangele es aktuell aber an den notwendigen Voraussetzungen.

Gassen wirft Kliniken vor, mit der ambulanten Onkologie eine gezielte Querfinanzierung für Klinikbereiche zu betreiben, die sich sonst nicht mehr tragen würden. „Wir haben es mit einer Frischzellenkur auf Kosten der niedergelassenen Onkologen und Hämatologen zu tun, die vom Gesetzgeber anscheinend gewollt ist – trotz aller vollmundigen Beteuerungen“, so der Vorwurf des KBV-Chefs. Damit werde die Diversität des Krankenhaussektors aufrecht erhalten. Dieses sei laut Gassen allerdings nicht nur teuer, sondern vor allem auch unnötig.

Kommentar: Seit 2002 können Krankenhausapotheken Arzneimittel auch an den ambulanten Bereich abgeben. Viele Kliniken würden daher ihre ambulante Betätigung in Richtung lukrativer medikamentöser Therapien wie die Onkologie ausrichten, so Prof. Dr. Justus Haucap (Beratungsunternehmen DICE Consult). Diese imperfekte duale Finanzierung im stationären Bereich führe zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen der Ärzte und Krankenhäusern bei Investitionen. Einfach ausgedrückt: Krankenhäuser können sich leichter teure Geräte leisten bzw. diese gegenfinanzieren als niedergelassene Ärzte. Der Grundsatz „ambulant vor stationär“ besteht hier scheinbar nur noch auf dem Papier.

[ilink url=“http://www.bnho.de/uploads/media/Statement_BNHO_PK_KBV-DICE_final_01.pdf“] Link zur Quelle (BNHO)[/ilink]