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Im Gegensatz zur positiven Entwicklung anderer Medizintechnikmärkte stagniert der europäische Labordiagnostikmarkt, für Deutschland sind die Zahlen sogar rückläufig (Umsatzminus von 1,7 Prozent), wie der Vorstandsvorsitzende vom Labordiagnostik-Industrieverband VDGH, Matthias Borst, im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse einer Branchenumfrage in Berlin. Mit einer Marktgröße von 2,2 Mrd. Euro bleibt Deutschland aber weiterhin der größte Markt innerhalb Europas, der europäische Gesamtumsatz der Diagnostik-Industrie lag in 2016 bei mehr als 10,8 Milliarden Euro.

Innerhalb der Branche sind die Entwicklungen unterschiedlich. Während die „klassische“ Labordiagnostik um 1,4 % wächst, sind die Zahlen für diabetische Schnelltests unter anderem bedingt durch moderne medizintechnische Entwicklungen wie die kontinuierliche Glukosemessung mit 7 Prozent weiterhin rückläufig.

Der Blick in die Zukunft ist bei den befragten VDGH-Mitgliedern ebenfalls nicht von Optimismus geprägt: Nur 50 Prozent (im Vergleich zu 63,3 Prozent im Vorjahr) erwarten steigende Umsätze, und der Anteil der Unternehmen mit rückläufigen Umsatzerwartungen liegt in der aktuellen Umfrage bei 39,1 Prozent (im Vergleich zu 13 Prozent im Vorjahr). Um den Anforderungen, die die Umsetzung der neuen europäischen IVD-Verordnung verlangt“, entsprechen zu können, wollen dennoch 54,6 Prozent der Unternehmen ihren Personalstand in 2018 ausbauen.

Unvermindertes Investitonsverhalten, anhaltende Forschungsaktivitäten, ein ebenso stabiles wirtschaftliches Umfeld, qualifizierte Mitarbeiter und ein hohes Patientenversorgungsniveau sind die Konstanten und Treiber des Marktes. Gehemmt wird die Labordiagnostik-Branchen demgegenüber durch Preisdruck und ein niedriges Erstattungsniveau, langwierige Aufnahmeverfahren für Innovationen sowie Ausschreibungsverfahren. Auch der Nutzen der Labordiagnostik ist laut Borst noch zu wenig bekannt. Ob die im neuen Koalitionsvertrag angedachte Beschleunigung von Innovationseinführungsverfahren so umgesetzt und sich positiv auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Die Ergebnisse der Befragung im Hinblick auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen zeigen, dass die Unternehmen diesem Thema große Bedeutung beimessen und klare Vorstellungen davon haben, welche Rahmenbedingungen die Digitalisierung vorantreiben. Wichtigste Treiber sind demnach: 1. Transparenz und Vereinheitlichung datenschutzrechtlicher Regelungen und 2. Vergütungspositionen für digitale Anwendungen im stationären Sektor und in der vertragsärztlichen Versorgung. Darüber hinaus werden Initiativen zur Beschleunigung des Digitalisierungsprozesses von der Politik erwartet. Die Unternehmen wollen diesen Entwicklungen proaktiv begleiten und unterstützen, so VDGH-Geschäftsführer Dr. Martin Walger.

Quelle: BVMed