Seite wählen

Martin Shkreli avanciert aktuell zu einem der umstrittensten Pharma-CEOs weltweit. Er geriet durch die drastische Erhöhung des Preises für ein Arzneimittel in die Kritik, welches zur Behandlung von Komplikationen bei bestehenden Aids- oder Krebserkrankungen eingesetzt wird. Dieses hatte Turing Pharmaceuticals erst vor wenigen Wochen für 55 Mio. Dollar von Impax Laboratories übernommen.

Turing Pharmaceuticals erhöhte kurz nach der Transaktion die Kosten für Daraprim (Wirkstoff Pyrimethamine) um 5.000 Prozent. Eine Pille, die zuvor 13,50 Dollar gekostet hat, schlägt nun mit 750 Dollar zu Buche. Dies führt dazu, dass in den USA viele Krankenversicherer die Kosten für eine Behandlung nicht mehr übernehmen. Wer die hohen Kosten dann nicht aus eigener Tasche finanzieren kann, muss dann entweder einen Kredit aufnehmen oder auf die Behandlung verzichten. Dies ist besonders tragisch, da das Arzneimittel vor allem zur Behandlung von Toxoplasmose-Infektionen eingesetzt wird, die bei einem durch Krebs oder Aids geschwächten Immunsystem schwer verlaufen können.

Noch dazu wurde kurz darauf bekannt, dass Kliniken Probleme hätten, an Daraprim zu gelangen. Das Unternehmen bemühte sich in Schadensbegrenzung, CCO Nancy Retzlaff wandte am 18. September in einer Presseerklärung ein, dass die Lieferprobleme mit der kürzlichen Akquisition von Daraprim zusammenhängen. „Unsere höchste Priorität ist es zu versichern, dass alle Patienten mit einer diagnostizierten Toxoplasmose einen effizienten und bezahlbaren Zugang zu Daraprim haben,“ so Retzlaff. „Sofort als wir hörten, dass einige Kliniken Probleme hatten, an das Produkt zu gelangen, haben wir einen korrektiven Plan erstellt um einen schnellen, effizienten Zugang für Patienten in Not sicherzustellen.“

Die HIV Medicine Association (HIVMA) und die Infection Diseases Society of America (IDSA) appellierten in einem offenen Brief an Turing, die Preisstrategie für Daraprim noch einmal zu bedenken.

Kommentar: Das gern zitierte Argument, die Arzneimittelkosten seien aufgrund der Forschungsausgaben so hoch, kann in diesem Fall nicht vorgebracht werden. Hier scheint es eher so, als stünde die Kompensation der Transaktionskosten sowie Profitmaximierung im Vordergrund, ungeachtet des Patientenwohls. Die Pharmabranche genießt generell kein gutes Image, Kritiker dürften sich in ihrer Meinung durch den Fall, durchaus auch zu Recht, bestätigt fühlen.

[ilink url=“http://www.turingpharma.com/media/press-release?headline=turing-pharmaceuticals-ag-acquires-u.s.-marketing-rights-to-daraprim%25c2%25ae-%28pyrimethamine%29″] Link zur Quelle (Turing Pharmaceuticals)[/ilink]

[ilink url=“http://www.hivma.org/uploadedFiles/HIVMA/HomePageContent/PyrimethamineLetterFINAL.pdf“] Link zur Quelle (HIVMA)[/ilink]