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Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten in Industrienationen. Durch Früherkennung kann die Sterblichkeit allerdings deutlich gesenkt werden. Dabei ist die Koloskopie das wirksamste Instrument. Als Nachsorgemaßnahme ist sie jedoch nur eingeschränkt geeignet. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Oslo, die in einer Langzeitstudie das Sterberisiko von Patienten, denen ein Adenom entfernt wurde, unter die Lupe nahmen. Es stellte sich heraus, dass nach der Entfernung eines High-Risk-Adenoms die Sterberate trotz weiterer Koloskopien signifikant höher als das Bevölkerungsmittel ist.

In Norwegen wird nach der Entfernung eines High-Risk-Adenoms nach zehn Jahren eine erneute Koloskopie zur Nachsorge empfohlen. Laut der Studie wirkt sich das jedoch nicht auf das Sterberisiko aus. Bei Patienten mit Low-Risk-Adenomen lag die krebsspezifische Sterberate dagegen auch ohne Follow-up-Koloskopie 25 Prozent unter dem Bevölkerungsmittel. Im Rahmen der Untersuchung wurde die Sterblichkeit von Patienten mit High- bzw. Low-Risk-Adenomen über einen Zeitraum von jeweils durchschnittlich acht Jahren verglichen. Die Ergebnisse könnten eine Debatte um angemessene Nachsorgemaßnahmen anstoßen.

Laut Einschätzung der Studienautoren ist die nachträgliche Koloskopie von so geringem Nutzen, dass sie das damit verbundene Komplikationsrisiko nicht aufwiegt. Die Forscher vermuten, dass Kontroll-Koloskopien sich nicht positiv auf die Sterberate auswirken, da Patienten mit High-Risk-Adenomen entweder wegen ihrer genetischen Prädisposition oder ihrer Lebensweise ohnehin ein erhöhtes Darmkrebs- und Sterberisiko haben.

Kommentar: In Deutschland sind nach der Entfernung von Adenomen Kontroll-Koloskopien nach drei bis fünf Jahren vorgesehen, in Einzelfällen auch schon früher. Das jeweilige Vorgehen erfolgt abhängig vom Ergebnis einer histologischen Untersuchung des entfernten Adenoms. Generell geht man davon aus, dass Adenomträger ein erhöhtes Rezidivrisiko besitzen und die Kontrolle daher möglichst engmaschig erfolgen sollte. Die Studie stellt diesen Grundsatz jetzt in Frage. Die Risiken einer Darmspiegelung bestehen hauptsächlich in Blutungen oder Darmwandperforationen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit dieser Risiken relativ gering, sie steigt allerdings mit fortschreitendem Alter.

[ilink url=“dn.webde.de/cdn/mail/client/wicket/resource/static-res/—/blank-vEr-6232643631626631.html“] Link zur Quelle: (New England Journal of Medicine)[/ilink]