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Eine repräsentative Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im Jahr 2018 unter mehr als 2.000 gesetzlich Krankenversicherten über 18 Jahren hat ergeben, dass eine Reihe von Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) hauptsächlich von Ärzten angeboten werden, wenn das Einkommen und die Schulbildung ihrer Patienten auf einem höheren Niveau sind. Das Alter und der Gesundheitszustand spielen eine untergeordnete Rolle. IGeL sind Diagnose- und Behandlungsmethoden, die nicht im Leistungskatalog der GKV aufgenommen sind und folglich vom Patienten selbst zu zahlen sind. Doch viele dieser Leistungen haben keinen oder nur einen geringen Nutzen, wie das WIdO herausfand. Trotzdem werden sie weiterhin angeboten. In 74,7 Prozent der Fälle ergreifen die Ärzte die Initiative, nur ein Viertel aller Patienten fragt nach einer solchen Privatleistung. Drei Viertel der Patienten nehmen dann die ihnen angebotene Gesundheitsleistung in Anspruch. Allerdings erhalten nur 47 Prozent der Patienten dann eine schriftliche Vereinbarung, die Voraussetzung für selbst zu zahlende Zusatzleistungen sind, und nur zehn Prozent der Patienten mit IGeL erhalten eine detaillierte privatärztliche Rechnung, die eigentlich Pflicht ist, fand das Institut heraus. Außerdem ist das Geschäft mit IGeL lukrativ, denn durchschnittlich kostet eine zusätzliche Behandlung etwa 74 Euro. Im Jahr ist das ein Umsatz an Zusatzleistungen aller GKV-Patienten von etwa einer Milliarde Euro. Das Wissenschaftliche Institut hat zudem untersucht, welche Fachärzte am meisten igeln: Gynäkologen stehen ganz oben mit 28 Prozent, gefolgt von Augenärzten 22 Prozent, Orthopäden (13 Prozent), Dermatologen (6 Prozent) sowie Urologen (3 Prozent). Gynäkologen verordnen am meisten zusätzliche Ultraschalluntersuchungen (26,9 Prozent) wie etwa der Eierstöcke; allerdings ist der Nutzen in Frage gestellt. Augenärzte bieten Glaukom-Früherkennungsuntersuchungen mit 18 Prozent sehr gerne an. Auch Blutuntersuchungen und Laborleistungen sind beliebt sowie Reiseimpfungen.  

Quelle: Pharmazeutische Zeitung