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Eine Smartphone-App und einen kleinen Trichter aus Papier, das alles braucht vielleicht irgendwann einmal ein Nutzer eines Smartphones, um bei seinen Kindern eine Mittelohrentzündung zu diagnostizieren. Wissenschaftler der Universität Washington in Seattle im nordwestlichen Bundesstaat der USA haben einen Algorithmus entwickelt, mit dem man Flüssigkeitsansammlungen im Ohr von Kindern nur mit Hilfe der App aufspüren kann. Diese Flüssigkeitsansammlungen treten sehr häufig bei Ohreninfektionen wie der Mittelohrentzündung auf. Die Forscher nutzen dabei das Prinzip der akustischen Reflektometrie. Hierbei sendet die App ein ganz kurzes akustisches Signal durch den Trichter ins Innenohr. Das Trommelfell reflektiert das Geräusch, je nachdem, wie viel Flüssigkeit sich im Mittelohr befindet, unterschiedlich stark zurück, denn durch die Flüssigkeitsansammlung wird das Trommelfell in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Das Reflexionsmuster ist dann ein anderes und kann von der Software ausgewertet werden. Dazu wurde der Algorithmus an 53 Kindern entwickelt und später an 98 Kindern bis 17 Jahre im Kinderkrankenhaus von Seattle im Bundesstaat Washington ausprobiert. Die Diagnose ist selbst für Laien einfachst. In der klinischen Anwendung zeigte sich, dass die App mit 84,6 Prozent die Flüssigkeitsansammlung korrekt darstellt (Sensitivität). Auch der Wert der Spezifität liegt in diesem Rahmen, bei 81,9 Prozent, das heißt, bei 81,9 Prozent der Kinder wurde keine Flüssigkeitsansammlung im Ohr vorgefunden. Die Smartphone App ist der Standard-Diagnosemethode sogar noch überlegen, das ist das Fazit der Entwickler dieser Diagnose-App. Eltern sind also durchaus mit dem diagnostischen Testverfahren in der Lage, die Wahrscheinlichkeit anzugeben, dass ihr Kind erkrankt ist oder auch nicht, sodass im Krankheitsfall ein schnelles Eingreifen von Seiten der Ärzte mit Medikamentengabe oder Paukenröhrchen-Einsatz ins Trommelfell, damit das entzündliche Sekret ablaufen kann und das Ohr besser belüftet wird, unproblematisch ist. Die App-Entwickler könnten sich durchaus vorstellen, die Software auf den Markt zu bringen, damit für betroffene Eltern zuhause eine schnelle Diagnose möglich ist. 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung