Warum bekommt eine Person Krebs und die andere nicht? Warum sind manche Körpergewebe sehr viel häufiger betroffen als andere? Wie hoch ist der Anteil an Krebsleiden, der erblich, wie hoch der Anteil, der durch Umweltfaktoren bedingt ist? Die Liste an Fragen, sowohl von Wissenschaftlern als auch von Betroffenen, ist lang. Forscher der Johns Hopkins Universität in Baltimore, USA, fanden nun heraus: Weit mehr Erkrankungen als man denkt, sind purer Zufall.
Diese Studienergebnisse wurden in der Januar-Ausgabe des Magazins „Science“ vorgestellt. Die Wissenschaftler Bert Vogelstein und Cristian Tomasetti näherten sich der Fragestellung, wie viele Krebsfälle genetisch oder umweltbedingt sind, auf mathematischer Ebene. Dafür musste zunächst einmal herausgefiltert werden, wie viele Erkrankungen „Zufall“ sind. Zu diesem Zweck wurde eine einfache Formel aufgestellt: Man nehme die Anzahl der Zellen in einem Organ, identifiziere wie viel Prozent dieser Zellen langlebige Stammzellen sind und wie oft sich diese Zellen teilen, denn: Mit jeder Zellteilung besteht das Risiko einer krebs-erzeugenden Mutation in den Tochterzellen. Tomasetti und Vogelstein folgerten daraus, dass Gewebe mit einem hohen Anteil an Stammzellen und Zellteilungen anfälliger für Krebs sein müssten.
Nach einem Abgleich dieser Theorie mit aktuellen Statistiken zu Krebserkrankungen stellten Tomasetti und Vogelstein fest, dass rund zwei Drittel aller Krebsfälle, einfach ausgedrückt, Pech sind. „Man kann ein ingenieurhaftes Verständnis von der Erkrankung entwickeln, wenn man die Mathematik der Evolution zugrundelegt. Es ist ein grundlegendes Risiko, ein Tier zu sein mit Zellen, die sich teilen müssen“, so Martin Nowak, der Mathematik und Biologie in Harvard studiert und mit Tomasetti und Vogelstein zusammenarbeitete.
[ilink url=“http://news.sciencemag.org/biology/2015/01/simple-math-explains-why-you-may-or-may-not-get-cancer“] Link zur Quelle (Science)[/ilink]